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Wie Lindemann sich verausgabt - Stein verteidigt Rammstein bei Hart aber fair - fr.de

Louis Klamroth und seine Gäste im ARD-Talk „Hart aber fair“ am 19. Juni.

Die deutsche Band Rammstein steht seit einigen Wochen im Zwielicht. Das beschäftigt auch Louis Klamroth und seine Gäste bei „Hart aber fair“.

Frankfurt - Rockmusik. Groupies. Alkohol. Drogen. Sex bei After-Show-Partys. Das gibt es seit Jahrzehnten, mal extremer, mal verschämter, in der Regel freiwillig. Doch bei Rammstein, der momentan erfolgreichsten deutschen Band weltweit, soll es zur Verabreichung von K.-o.-Tropfen und zu sexuellem Missbrauch gekommen sein. Ein gefundenes Fressen für den deutschen Blätterwald, auch in Teilen der Sozialen Medien war das Urteil schnell gefällt, mindestens die Absage der aktuell laufenden Europa-Tournee wurde gefordert. Im ARD-Talk „Hart aber fair“ mit Moderator Louis Klamroth war das Thema Ausgangspunkt einer Diskussion, die unter dem Titel „Der Fall Rammstein und die Frage: Männer, seid Ihr wirklich noch nicht weiter?“ aufs große Ganze zielte.

Die Gäste im ARD-Talk „Hart aber fair“ vom 19. Juni

  • Stefanie Lohaus, Journalistin und Projektleiterin „Gemeinsam gegen Sexismus“
  • Lisa Schäfer, CDU-Kommunalpolitikerin, Mitglied der Jungen Union
  • Tobias Haberl, Autor für das SZ-Magazin, Buchautor „Der gekränkte Mann“
  • Thomas M. Stein, Unternehmer und ehem. Musikproduzent

    Prof. Rita Süssmuth, CDU, ehemalige Bundesfamilienministerin und Bundestagspräsidentin

„Hart aber fair“: Thomas Stein verteidigt Rammstein-Frontmann Lindemann

Zum Fall Rammstein bzw. Till Lindemann ist inzwischen schon viel, um nicht zu sagen, alles gesagt. Dass es trotz allem eine Unschuldsvermutung gibt, darauf wies der Unternehmer und ehemalige Musikproduzent Thomas M. Stein hin: „Solange die Anschuldigungen nicht belegt sind, sollte man mit Vorwürfen vorsichtig sein“ und machte zudem einen fast schon amüsanten Hinweis: „Es gab schon immer eine Row Zero: bei Gottlieb Fischer, bei Heino, bei Rammstein.“

Ob sich auch die Herren aus dem Bereich des Schlagers während des Konzertes unter der Bühne mit Fans getroffen haben, wie es Lindemann getan haben soll? Zu diesem Vorwurf äußerte sich Stein weiter: „Wie sich Lindemann verausgabt! Und dann soll er unter der Bühne jemanden beglücken? Da müsste der Mann in ein Museum!“

Fall Rammstein: „Hart aber fair“ diskutiert über Vorwürfe gegen Lindemann

Wenig Verständnis für Steins vorsichtige Worte hatte Stefanie Lohaus, Journalistin, Mitherausgeberin des Missy Magazins und Projektleiterin „Gemeinsam gegen Sexismus“, die die Vorwürfe als „klassischen Fall von Machtmissbrauch“ bezeichnete und genau das tat, was viele dem Journalismus vorwerfen: Eindeutig zu behaupten, dass Lindemann schuldig ist. Dass es Missstände bei der Verfolgung von Sexualstraftaten gibt, steht außer Frage, dass es immer noch viel zu viele Klischees und Stereotype von der Art „Die hat ja einen kurzen Rock getragen, die ist selber Schuld!“ gibt ebenso.

Andererseits gibt es gerade im Kontext von Rockkonzerten schon immer Groupies, wie Tobias Haberl, Journalist und Autor von „Der gekränkte Mann“ bei „Hart aber fair“ in der ARD betonte: „Viele Frauen haben freiwillig Sex mit Stars.“ Wie alle Gäste der Runde betonte auch Haberl, dass bei strafrechtlich relevanten Vorwürfen selbstverständlich die Justiz eingreifen sollte, ein Aspekt, den auch Lisa Schäfer, Mitglied der Jungen Union und 2021 Kreistagsabgeordnete der Stadt Solms, betonte. Ihre Lobrede auf die deutsche Justiz, wollte Stefanie Lohaus allerdings nicht so stehen lassen: Viel zu oft gebe es Richter:innen, die den progressiveren Gesetzen hinterherhinken und eine Schuldumkehr betreiben.

Doch der Wandel in der Gesellschaft braucht seine Zeit. So viel sich schon verändert hat, so viel muss sich noch verändern. Eine Feministin der ersten Stunde ist Rita Süssmuth, ehemalige Bundesfamilienministerin und Bundestagspräsidentin, die bei Louis Klamroth in der ARD von den Zuständen im Deutschen Bundestag berichtete, wo sie einst als Gegnerin des Machos Helmut Kohl bekannt war. Historisch natürlich interessant, wie Ausschnitte aus dem sehenswerten Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ belegten, was das allerdings mit den aktuellen Vorwürfen mit Rammstein zu tun hatte, blieb offen.

Diskussion bei „Hart aber fair“ über Lindemann driftet vom Thema ab

Zunehmend driftete die Diskussion vom eigentlichen Thema ab, die Frauenquote der CDU wurde gestreift, auch von sogenannten „Dick Picks“ war die Rede, die Frauen viel zu oft unverlangt zugesandt werden, aber auch vom „Gender Pay Gap.“ Wie alles wollte Stefanie Lohaus mit Statistiken erklären, während Tobias Haberl sagte: „Wenn Frauen studieren, wählen sie oft geisteswissenschaftliche Studiengänge, die später zu schlechter bezahlten Berufen führen.“ Und weiter „Frauen waren zwar Jahrzehnte Opfer, aber man darf sich jetzt nicht nur auf dieses Opferrolle reduzieren lassen.“

Im populistischsten Aspekt von „Hart aber fair“, der Publikumsbefragung, ging es um den männlichen Anteil im Haushalt, während ein interessanter Aspekt, der sich auf der Homepage der Sendung zeigte: Viele der dortigen Kommentatoren und auch Kommentatorinnen konnten das Skandalisieren der Vorwürfe gegen Rammstein nicht recht verstehen und betonten jenes selbstverantwortliche Verhalten, das in der vorletzten Titelstory auch der Spiegel ansprach: „Auf der anderen Seite: Will man wirklich leben, als wäre man sein eigenes Helikopterelternpaar? In einer Welt der Erwachsenen trifft der oder die Einzelne seine oder ihre Entscheidungen und muss dann mit den Konsequenzen umgehen.“

Was selbstverständlich strafrechtlich Relevantes nicht irrelevant macht, aber wie es Tobias Haberl treffend formulierte: „Die Welt ist kein Safe Space.“ Was andererseits natürlich nicht heißt, dass die Gesellschaft im Allgemeinen, Rockmusiker im Speziellen nicht an ihrem Verhalten arbeiten könnten und sollten. Wie es mit Rammstein weitergeht, werden die nächsten Monate zeigen. Wenn die Band Mitte Juli in ihrer Heimatstadt Berlin gastiert, dürfte die Diskussion noch einmal hochkochen. Die Innensenatorin der Stadt hat vorsorglich schon mal After-Show-Partys im Olympiastadion verboten, was gewiss Übergriffe jeglicher Art verhindern wird ... (Michael Meyns)

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