Mitten im Winter hat die Eintracht ihren ersten Zugang für den kommenden Sommer verpflichtet. Die Wahl ist auf Christopher Lenz gefallen. 26 Jahre alt, Linksverteidiger, ein echter Berliner. Aber keiner von der Hertha, die sich an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) in der Fußball-Bundesliga in Frankfurt vorstellt, sondern einer von den Eisernen, vom FC Union. Lenz, mit einem Dreijahresvertrag bis einschließlich 30. Juni 2024 ausgestattet, verlässt das Köpenicker Stadion an der Alten Försterei aus freien Stücken.
„Ich sehe die Eintracht als den nächsten Schritt in meiner Entwicklung und freue mich sehr auf die Zeit in Frankfurt“, ließ sich Lenz am Donnerstag in einer Mitteilung seines zukünftigen Arbeitgebers zitieren. „In der Alten Försterei durfte ich vor einem tollen Publikum spielen. Wenn man die Spiele der Eintracht in der Europa League gesehen hat, dann weiß man, wie emotional es hier zugeht. Die Atmosphäre und die Fans gehören zur Weltspitze.“
Sportlich schickt sich die Eintracht an, das Establishment der Bundesliga gehörig durcheinanderzubringen. Tabellensechster ist die Mannschaft von Trainer Adi Hütter schon. Hält die Erfolgsserie von zuletzt sieben ungeschlagenen Spielen in Folge an – darunter fünf Siege –, ist für die Eintracht noch mehr möglich. „Wir haben uns selbst in diese Situation gebracht und durch die Leistungen zuletzt eine gewisse Aufmerksamkeit auf uns gezogen. Es ist ein schönes Kompliment für uns und die Arbeit der Mannschaft. Aktuell stimmt die Balance im Team“, sagte Hütter am Donnerstag in einer Videokonferenz. Seit dem vergangenen Samstag, seit dem furiosen 5:1 bei Arminia Bielefeld, zugleich der höchste Saisonsieg, wird teilweise sogar von der Champions League gesprochen. Derzeit liegt die Eintracht zwei Punkte von Platz vier entfernt, der zu Spielen in der Königsklasse berechtigt.
Doch das ist Zukunftsmusik. Die Gegenwart heißt Hertha BSC, und wieder einmal bekommt es Hütter während seiner Frankfurter Dienstzeit auf der Gegenseite mit einem neu eingestellten Trainerkollegen zu tun. Martin Schmidt, Uwe Rösler, Bo Svensson – und jetzt Pal Dardai. In Mainz, in Düsseldorf, wieder in Mainz und jetzt eben in Berlin setzte man jeweils unmittelbar vor einem Spiel gegen die Eintracht auf das vermeintliche Allheilmittel Trainerwechsel. Der Coach der Eintracht hieß dagegen in den vergangenen zweieinhalb Jahren stets Hütter. Nach dem Freiburger Christian Streich und dem Bremer Florian Kohfeldt steht der Österreicher damit schon auf Platz drei im Ranking der aktuell dienstältesten Bundesligatrainer.
Im Verbund mit Sportvorstand Fredi Bobic und dem am Donnerstag 60 Jahre alt gewordenen Sportdirektor Bruno Hübner hat Hütter sich für den Lenz-Transfer starkgemacht. „Er ist ein interessanter deutscher Spieler, der variabel ist und Qualität und Leidenschaft hat. Das Gesamtpaket bei ihm hat gepasst“, sagte der Frankfurter Fußballlehrer. Am Samstag, wenn die wieder einmal angeschlagene Berliner Hertha in die Frankfurter Arena kommt, wird es Hütter also mit dem Rückkehrer Dardai zu tun bekommen.
44 Jahre alt ist der Ungar mittlerweile, und noch immer kann er mit einem riesigen Pfund wuchern: Mit 286 Bundesliga-Einsätzen ist Dardai der Rekordspieler der Berliner, eine Vereinsikone. „Pal lebt Hertha BSC“, sagte der neue Geschäftsführer Carsten Schmidt, „und wir sind absolut überzeugt davon, dass er mit seiner klaren Art der Mannschaft den nötigen neuen Impuls geben wird.“ Auch Hütter rechnet damit. „Ich erwarte eine Mannschaft, die versuchen wird, taktisch diszipliniert und etwas kompakter aufzutreten. Sie werden voraussichtlich den Fokus auf die Defensive und das Umschaltspiel legen und versuchen, unsere Fehler auszunutzen“, sagte er.
Der erfahrene Eintracht-Coach geht deshalb davon aus, dass es gegen den Tabellenvierzehnten „kein einfacher Ritt“ werden wird. Selbstzweifel an der eigenen Leistungsfähigkeit aber sind fehl am Platz. Hütters Mannschaft ist seit eineinhalb Monaten schon im Flow. „Wir haben ein gewisses Selbstvertrauen entwickelt, das so vielleicht vor ein paar Wochen noch nicht da war. Momentan spielen wir befreit auf und zeigen einen tollen Fußball.“
Ein Baustein dieses „tollen“ Fußballs ist Luka Jovic, ein Rückkehrer wie auch Hertha-Trainer Dardai. Eintracht-Coach Hütter stellte in Aussicht, dass seine Mannschaft schon bald mit zwei Stürmern agieren werde, „vielleicht ja schon gegen die Hertha. Luka ist ein Weltklassespieler“, lobte er. „Er tut unserem Spiel gut und wird von Tag zu Tag besser.“ Bislang hat der Serbe in drei Spielen drei Tore erzielt. „Ich habe ein richtig gutes Gefühl“, sagte Hütter vor dem Wiedersehen mit Dardai. „Meine Jungs sind alle gut drauf.“
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