Air - Der große Wurf
Annett Scheffel: Ein Sportdrama, das in Büros spielt. Ben Afflecks fünfte Regiearbeit ist ein Corporate-Biopic über ein Team von Nike-Mitarbeitern, das in den Achtzigern versucht, das Basketball-Ausnahmetalent Michael Jordan unter Vertrag zu nehmen. Eine Mischung aus "Moneyball" und "The Social Network" - nur mit sehr viel Achtzigerjahre-Nostalgie, bunten Trainingsanzügen und schlecht sitzenden Perücken. Affleck selbst liefert als spleeniger Firmenboss seine beste komödiantische Performance seit Jahren, und sein alter Weggefährte Matt Damon den leidenschaftlichsten Sales-Pitch der jüngeren Filmgeschichte.
Der Super Mario Bros. Film
David Steinitz: Vor Jahr und Tag hatte der Nintendo-Held Mario bereits einen Hollywoodauftritt - aber der Realfilm war so schrecklich, dass eine dreißigjährige Kinozwangspause folgte. Jetzt kehrt Klempner Mario mit vollem Pümpel-Einsatz zurück, diesmal zum Glück in einem Animationsfilm. Dieses Genre wird der Jump 'n' Run-Ästhetik der Videospielvorlage besser gerecht, und Michael Jelenic und Aaron Horvath gehen ihr Trickfilmprojekt mit deutlich mehr "Minions"-Anarchie als Disney-Spießigkeit an. Lustiger Familien-Oster-Film.
Die Kairo Verschwörung
Sonja Zekri: Eine ehrwürdige Hochschule in Aufruhr, ein Novize, der um sein Leben fürchtet - "Die Kairo Verschwörung" feiert Harry Potter und Umberto Eco, dabei spielt sie im Herzen der islamischen Theologie. Der Fischersohn Adam kommt an die Azhar-Universität in Kairo, wo ein Machtkampf ausgebrochen ist. Tarik Saleh, schwedisch-ägyptischer Regisseur und Drehbuchschreiber, hat einen religiösen Thriller mit spektakulären Bildern und herrlich verkommenem Geheimdienst gedreht. Und nebenbei eine Liebeserklärung an Ägypten.
Neneh Superstar
Martina Knoben: Müssen Ballettmädchen weiß sein? Der Jugendfilm von Ramzi Ben Sliman erzählt vom Rassismus in der Tanzkunst, den die zwölfjährige Neneh erfährt, als sie am Ballettinternat der Pariser Oper aufgenommen wird: als einzige Schwarze, aus der Banlieue stammend, umgeben von lauter weißen, mageren, wohlerzogenen Ballettmädchen. Die Geschichte mag in vielem vorhersehbar sein - Oumy Bruni Garrel als Neneh ist unwiderstehlich. Einen ziemlich realistischen Eindruck vom Drill in einem Ballettinternat, der Zurichtung der Körper, gibt es außerdem.
Olaf Jagger
Josef Grübl: Die Zeiten, in denen es Fernsehkomiker ins Kino zog, sind eigentlich lange vorbei. Olaf Schubert versucht es trotzdem wieder. Vor ein paar Jahren spielte er einen Möchtegern-Papa, nun wird er zum Möchtegern-Sohn. In dieser Mockumentary von Heike Fink behauptet er, Mick Jagger sei sein leiblicher Vater. Beweise hat er keine, nur ein paar wirre Annahmen - dessen ungeachtet gibt er DNA-Abgleiche in Auftrag oder meldet Unterhaltsansprüche an. Das kann man wahnsinnig lustig finden oder irre nervig, das offenbart aber einmal mehr das Komiker-im-Kino-Problem: Fans werden es vielleicht mögen, der Rest eher nicht.
The Pope's Exorcist
Fritz Göttler: Noch nie war Exorzismus, gewöhnlich ein teuflisch unflätiger und dreckiger Job, so relaxt wie in dem Film von Julius Avery. Der Pater Gabriele Amorth - den es wirklich gab und der eine Reihe von Büchern über seine Teufelsaustreibungen schrieb, einige durchaus als praktischer Ratgeber gedacht - kurvt auf seiner Vespa zu seinen Einsätzen im Dienst der Kirche von Rom und führt in aller Gelassenheit gewitzte Dialoge mit den satanischen Dämonen, die sich armer Menschen bemächtigen. Dann führt ihn sein größter Auftrag in ein spanisches Kloster, das eine amerikanische Familie geerbt hat und das der Teufel als eins der Zentren für seine Eroberung der Welt erwählt hat. Russell Crowe ist Gabriele und Franco Nero ist der Papst, zwei Buddies, die sich gegen eine Menge Bürokraten durchsetzen müssen, die leider auch im Vatikan das Sagen haben.
Victim
Nicolas Freund: Irina ist mit ihrem Sohn Igor aus der Ukraine nach Tschechien emigriert und versucht, in dem fremden Land ein neues Leben aufzubauen. Als Igor halbtot im Treppenhaus gefunden wird, fällt der Verdacht auf eine Gruppe jugendlicher Roma. Schnell wird ein Solidaritätsmarsch für den Überfallenen organisiert, an dem auch Rechtsextreme teilnehmen wollen, und die Bürgermeisterin des Grenzstädtchens wittert ebenfalls ihre Chance, sich als Helferin in der Not zu profilieren. Ohne zu urteilen und mit klarem Blick legt Regisseur Michal Blaško in seinem sehenswerten Spielfilmdebüt die offensichtlichen und die verborgenen Strukturen von Diskriminierung und Fremdenhass offen.
Artikel von & Weiterlesen ( Neu in Kino & Streaming: Welche Filme sich lohnen – und welche nicht - Süddeutsche Zeitung - SZ.de )https://ift.tt/J14URE3
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