Nachruf
Stand: 16.01.2023 15:58 Uhr
Sie verdrehte Filmpartnern und Zuschauern den Kopf und avancierte zum Sexsymbol. Nun ist Gina Lollobrigida, in ihrer Heimat Italien liebevoll "Lollo" genannt, im Alter von 95 Jahren gestorben.
Kunstvoll frisiertes Haar, verlängerte Wimpern, strahlende Zähne, ein elegantes schwarz-goldenes Kostüm mit glamourösem Goldschmuck um den Hals. Auch in ihrem letzten großen Interview im italienischen Staatsfernsehen RAI vor gut einem Jahr war Gina Lollobrigida der große Auftritt als Diva wichtig.
Ich heiße Gina Lollobrigida. Eine Frau, die Italien in der Welt repräsentiert hat. Heute mit weit über 90 Jahren bin ich voll Energie und noch voller Tatendrang.
"Schönstes Kleinkind Italiens"
Glamour, Ausstrahlung und vor allem Schönheit - dafür stand Lollobrigida auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs, als sie in den 1950er- und 1960er-Jahren die Filmikone Italiens war. Bereits als Dreijährige gewann Luigina Lollobrigida, wie sie eigentlich heißt, den Wettbewerb "Schönstes Kleinkind Italiens".
In den Wirtschaftswunderjahren wurde "La Lollo" nicht nur in ihrem Heimatland als Sexsymbol gefeiert. Ganz selbstverständlich bekam sie 1955 die Hauptrolle im Film "Die schönste Frau der Welt", von dem sie noch Jahrzehnte später stolz erzählte, dass er "alle Einnahmerekorde brach und ihre Mutter ihn zehn Mal gesehen hat".
An der Seite vieler der ganz Großen ihrer Zeit hat Lollobrigida gespielt: von Marcello Mastroianni über Rock Hudson, Burt Lancaster, Anthony Quinn, Frank Sinatra bis Sean Connery.
Stürmisches Privatleben
Privat hatte "Gina Nazionale", wie sie in Italien auch genannt wird, weniger Glück. Viele Affären wurden ihr nachgesagt, die sie selbstbewusst kommentierte mit dem Satz: Es sei leichter Männer zu finden, als sie wieder loszuwerden.
Über 20 Jahre war sie mit dem serbischen Arzt Milko Skofic verheiratet, ihr gemeinsamer Sohn Milko Junior hat der ehemaligen Filmdiva vor einigen Jahren einen finanziellen Vormund zuweisen lassen. Entmündigt, heißt das im Volksmund. Im RAI-Interview im vorvergangenen November sprach sie mit Blick darauf von einer "großen Bitterkeit". Italien verfolgte leidend, wie "Gina Nazionale" unter dem öffentlichen Familienstreit litt.
Sechs Bambis und politische Ambitionen
In ihrer Karriere ist Lollobrigida mehrfach mit den renommierten italienischen Filmpreisen David di Donatello und Nastro d’Argento ausgezeichnet worden, war zweimal für den Golden Globe nominiert.
In Deutschland erhielt sie sechsmal den Bambi als beste Schauspielerin, unter anderem für ihre bekanntesten Filme, "Der Glöckner von Notre Dame" und "Trapez". Da sie nie reifere Frauen spielen wollte, stieg Lollobrigida in den 1970er-Jahren weitgehend aus dem Filmgeschäft aus. Danach arbeitete sie - ebenfalls durchaus erfolgreich - als Fotografin und auch als Bildhauerin.
1999 trat sie bei der Europawahl für das Mitte-Links-Bündnis Romano Prodis an. In der Parlamentswahl im vergangenen September stellte sie sich einer kleinen linken Liste als Kandidatin zur Verfügung. In dieser Zeit erlitt sie bei einem Sturz im ihrem Haus einen Oberschenkelbruch und musste damit längere Zeit im Krankenhaus behandelt werden.
Lollobrigida hat sich selbst einmal als "hartnäckig und starrköpfig, enthusiastisch und impulsiv" charakterisiert. Jetzt ist sie mit 95 Jahren in Rom gestorben.
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