Das gab's noch nie!
Seit 1947 wird der „Sportler des Jahres“ gewählt. Dass in einem Olympia-Jahr kein Olympiasieger oder zumindest ein Medaillen-Gewinner die Ehrung gewann, gab es bislang nur 1948. Und da durfte Deutschland infolge des Zweiten Weltkriegs noch nicht wieder an Olympia teilnehmen.
Zwölfmal Gold holten Deutschlands Wintersportler im Februar in Peking, aber am Sonntagabend im Kurhaus Baden-Baden bekam keiner von ihnen die Trophäe für den Gewinner als Deutschlands Bester überreicht.
Bei den Frauen wählten die Sportjournalisten Sprint-Europameisterin Gina Lückenkemper (26) überraschend klar auf Platz 1 vor Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (28). Bei den Männern gewann Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul (24), bei den Mannschaften Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt.
Rekord-Winterolympiasiegerin Natalie Geisenberger (34/insgesamt sechsmal Gold) wurde Dritte, Vinzenz Geiger (25), der in Peking in der Nordischen Kombination Gold holte, Zweiter. Bob-Pilot Francesco Friedrich (32), im Zweier und Vierer erfolgreich, landete mit seiner Crew nur auf Rang 4.
Über die Gründe kann man nur spekulieren. Peking liegt lange zurück und war aufgrund der Umstände kein Straßenfeger. Auch waren in China weniger Journalisten als sonst bei Olympia dabei. In München im Sommer dagegen war die Presse-Tribüne voll. Was man selbst erlebt, hinterlässt offenbar mehr Eindruck. Und das war bei den meisten Kollegen Lückenkemper.
Lückenkemper: „Wenn ich gesund bin, ist einiges möglich und ich glaube, das haben wir diesen Sommer gesehen.“
Und weiter: „Ich habe ein unfassbar gutes Umfeld. Ohne diesen Support von Freunden und Familie wäre das alles einfach gar nicht möglich gewesen.“
Die European Championships waren ein Mini-Olympia, rissen ein ganzes Land mit, 50 Jahre nach Olympia an selber Stelle. Dass Weltmeisterin Mihambo aber hinter Europameisterin Lückenkemper bei der Wahl „nur“ Zweite wurde, kann daran liegen, dass ihren WM-Goldsprung in Eugene (USA) tief in der Nacht Wochen zuvor kaum jemand sah und auch dort kaum deutsche Journalisten waren.
Die gigantische Atmosphäre im Olympiastadion aber riss alle mit: Sportler, Zuschauer, Journalisten. Lückenkempers Gold-Abend, der 16. August, wurde auch die goldene Nacht von Zehnkämpfer Niklas Kaul, der die Männer-Wertung gewann.
Eintracht Frankfurt wird als Team des Jahres ausgezeichnet. Kurios: Bei der Laudatio für seinen Lieblingsklub ist Formel 1-Star Sebastian Vettel (35) scheinbar so ergriffen, dass er gleich mehrmals unterbrechen muss.
Die Auszeichnung für die Eintracht war wohl die mit dem längsten Anlauf. Von Herbst 2021 an stürmten die Hessen durch Europa und setzten sich im Mai 2022 im Finale der Europa League gegen die Glasgow Rangers durch. Eine Reise, die auch Menschen mitriss, die eher selten Fußball schauen.
Sportlerin des Jahres
1. Gina Lückenkemper (Leichtathletik) 1358 Stimmen
2. Malaika Mihambo (Leichtathletik) 863
3. Natalie Geisenberger (Rodeln) 766
4. Denise Hermann-Wick (Biathlon) 594
5. Emma Hinze (Rad) 437
6. Konstanze Klosterhalfen (Leichtathletik) 352
7. Elisabeth Seitz (Turnen) 322
8. Lea-Sophie Friedrich (Rad) 199
9. Ricarda Funk (Kanuslalom) 180
10. Anna-Lena Forster (Para Ski Alpin) 151
Sportler des Jahres
1. Niklas Kaul (Leichtathletik) 1256
2. Vinzenz Geiger (Nordische Kombination) 871
3. Florian Wellbrock (Schwimmen) 761
4. Johannes Ludwig (Rodeln) 523
5. Richard Ringer (Leichtathletik) 359
6. Julian Weber (Leichtathletik) 257
7. Simon Geschke (Rad) 252
8. Lukas Dauser (Turnen) 249
9. Karl Geiger (Skispringen) 231
10. Christopher Grotheer (Skeleton) 225
Mannschaft des Jahres
1. Eintracht Frankfurt (Fußball) 975
2. 4 x 100 Meter Frauen (Leichtathletik) 895
3. Nationalteam Frauen (Fußball) 828
4. Team Francesco Friedrich (Bob) 706
5. Team-Sprint Frauen (Langlauf) 545
6. SC Magdeburg (Handball) 371
7. Bahn-Vierer Frauen (Rad) 254
8. Team-Sprint Frauen (Rad) 190
9. 4 x 5 km Frauen (Langlauf) 182
10. Nationalteam Herren (Tischtennis) 176
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