Rund um den äußerst souveränen Erfolg des FC Bayern gegen die TSG Hoffenheim stecken reichlich erzählenswerte Geschichten. Es geht dabei um einen Pechvogel, um ein Supertalent sowie um überragende Ex-Weltmeister, die vom Bundestrainer nicht angesprochen werden.
Thomas Müller wusste nicht, wer ihm da am Samstagnachmittag von der leeren Tribüne der Allianz Arena beim sehr überzeugenden Sieg seines FC Bayern gegen die TSG Hoffenheim (4:1) zuschaute. Und hätte man Thomas Müller nicht gesagt, wer dieser Jemand gewesen wäre, Thomas Müller hätte es wohl auch nicht mitbekommen. Nun, der Mann von dem Thomas Müller nicht wusste, dass er eben zuschaute, war Joachim Löw. Ja, tatsächlich, der Bundestrainer besuchte ein Bundesligaspiel. Und dann auch noch eines, das nicht in Freiburg stattfindet. Sachen gibt's. Und wäre das nicht ungewöhnlich genug, man würde nun wohl auch kaum darüber staunen, hätte Löw auch etwas Überraschendes zu Müller zu sagen.
Tore: 1:0 Boateng (32.), 2:0 Müller (43.), 2:1 Kramaric (44.), 3:1 Lewandowski (57.), 4:1 Gnabry (63.)
München: Neuer - Pavard, Boateng (87. Süle), Alaba, Davies - Kimmich, Roca (69. Musiala) - Gnabry (70. Leroy Sane), Thomas Müller (74. Choupo-Moting), Coman (74. Douglas Costa) - Lewandowski; Trainer: Flick.
Hoffenheim: Baumann - Adams (58. Vogt), Nordtveit, Posch - Gacinovic (58. Kaderabek), Samassekou (74. Grillitsch), John - Rudy, Baumgartner (74. Belfodil) - Bebou (81. Dabbur), Kramaric; Trainer: Hoeneß.
Schiedsrichter: Benjamin Cortus (Röthenbach)
Gelbe Karte: Roca
Krachender Spoiler: Hat er nicht. Das Zitat von Löw zur nationalen Angelegenheit mit dem Aktenzeichen "DFB/Comeback/Müller/2021" lautet: "Da gibt es nichts zu sagen - jetzt!" Nun, viele Menschen sehen das kolossal anders. Denn Müller, da braucht man jetzt auch nicht rumkonstruieren, spielt einfach eine sehr starke Saison. Gegen die Hoffenheimer, die die Bayern im Hinspiel mit 4:1 vorgeführt hatten, erzielte der 31-Jährige bereits seinen zehnten Treffer. Ebenso beeindruckend: Zehn Tore bereitete er noch vor. Nun war es aber freilich nicht so, dass Löw gekommen war, um zu verschwinden. Löw war gekommen, um mit einem Spieler des FC Bayern über eine Nominierung für die Nationalmannschaft zu reden.
Bloß nicht beide Abwehrbosse verlieren
Krachender Spoiler (II): Es war auch nicht Jérôme Boateng. Der fügte seine Bewerbungsmappe für einen neuen Vertrag beim Rekordmeister eine weitere überzeugende Arbeitsprobe hinzu. Nicht nur wegen seines spektakulären Kopfballtreffers zum 1:0, den die "Süddeutsche Zeitung" als Slam-Dunk-Tor würdigte. Nein, nein, dieser Boateng gewann gegen die Hoffenheimer auch jeden Zweikampf. Und weil bei der TSG ja ein sehr guter Mann wie Andrej Kramarić spielt, ist das schon ein Wert von Boateng, der beeindruckt. Trainer Hansi Flick hätte diesen Arbeitsnachweis nicht zwingend gebraucht (er nahm ihn aber natürlich dennoch gerne mit), um zu wissen, wie wichtig der 32-Jährige noch immer für den FC Bayern ist. Seit Wochen betont der Coach seine Wertschätzung für den Ex-Weltmeister. Womöglich noch ein bisschen vehementer, seit klar scheint, dass er mit David Alaba seinen Abwehrchef verlieren wird.
Beide Säulen in der Innenverteidigung wegbrechen zu sehen, das ist für Flick nicht akzeptabel. Und für den FC Bayern auch nicht. Zumal derzeit weder Niklas Süle noch Lucas Hernández in den Bereich der unumstrittenen Stammkraft kommen. In Wahrheit sind sie sogar reichlich weit weg. Eine Soforthilfe für die kommende Saison scheint derweil schon fast unterwegs. So bestätigen sowohl die Münchner, als auch RB Leipzig, dass es Verhandlungen zwischen dem Rekordmeister und Dayot Upamecano gibt. Der Franzose darf die Sachsen im Sommer für eine feste Ablöse von angeblich 45 Millionen Euro verlassen. Sehr viel Geld, ganz besonders in sorgenvollen Pandemie-Zeiten. Umso sinnvoller erscheint es ja auch aus diesem Grund, Boateng zu halten und nicht noch weiter in externe Kräfte zu investieren. Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge hat ja zuletzt auch bekannt, dass man mit dem 32-Jährige reden wolle. Und so ein Zentrum mit Upamecano und Boateng, das klingt verdammt büffelig.
So, zurück zu Löw. Der hatte also Redebedarf. Und zwar mit Jamal Musiala. Der ist 17 Jahre alt, und wenn man so will, ein Supertalent. Das vermutlich größte im derzeitigen Kader des FC Bayern. Das Problem für Löw: Musiala ist in Deutschland geboren, besitzt aber auch einen englischen Pass. Und mit dem spielt er derzeit für die Nachwuchs-Nationalmannschaften der "Three Lions". Das will der Bundestrainer so nicht hinnehmen und holt deshalb zu einem wuchtigen Laudatio aus. "Er ist ein außergewöhnlich großes Talent, absolut", sagte Löw der "Bild am Sonntag" und schwärmte direkt weiter: "Er hat eine besondere Wertschätzung in Deutschland und bei Bayern. Ich denke, er weiß so oder so, dass ich ihn nominieren will. Die Entscheidung liegt bei ihm." Der "Bild"-Zeitung zufolge traf sich Löw mit Musiala und dessen Mutter nach der Partie gegen die Hoffenheimer.
Bayerns Pechvogel rehabilitiert sich
In der hatte Musiala nur 21 reguläre Minuten und ein paar weitere in der Nachspielzeit mitgewirkt. Allzu viel Bemerkenswertes hatte er nicht mehr beizutragen, das Spiel war bereits entschieden. Musiala kam übrigens für Marc Roca. Das ist wiederum durchaus erstaunlich. Denn den Spanier, den die Münchner im Last-Minute-Shoppingrausch im vergangenen Sommer noch eingesammelt hatten, kam bislang nur selten zum Zug. Vor diesem Spiel waren es zwei Einsätze in der Bundesliga, zwei in der Champions League und zwei im DFB-Pokal. In der Liga gab's nichts Relevantes zu berichten, in der Königsklasse überzeugte er gegen RB Salzburg mit seiner Ballsicherheit und Übersicht - ehe er Gelb-Rot sah. Doch es geht für den Spanier tatsächlich noch ein bisschen pechvogeliger: Bei der Pokal-Blamage gegen Zweitligist Holstein Kiel versemmelte er den entscheidenden Elfmeter (auch wenn er nicht schlecht geschossen war).
Gegen Hoffenheim gelang es ihm nun durchaus seinen guten Ruf wiederherzustellen. Jedenfalls war Flick mit dem 24-Jährigen sehr zufrieden: "Er hat gezeigt, dass er im Ballbesitz durchaus gefallen kann. Er hat seine Sache gut gemacht und ein gutes Zeichen gesetzt." Womöglich bekommt er angesichts der Corona-Zwangspause von Leon Goretzka in den nächsten Spielen weitere Gelegenheiten, sich zu zeigen. Und zu überzeugen. Damit würde er dann auch ein bisschen die Last-Minute-Shopping-Bilanz von Sportvorstand Hasan Salihamidzic aufhübschen. Denn weder Roca, noch Bouna Sarr, Eric Maxim Choupo-Moting oder aber Douglas Costa konnten bislang überzeugen. Auch daher gab es in diesem Winter zarte Forderungen von Flick, eventuell doch noch etwas am Kader zu tun. Allerdings eskalierte die Lage zwischen dem Coach und dem Sportvorstand nicht so, wie im vergangenen Winter, als man sich über die Medien stritt.
Dass es zwischen beiden aber eher professionell denn freundschaftlich zugeht, hat Flick am Samstag noch einmal vielsagend angedeutet. Der Trainer wies nach Spekulationen über Spannungen zwischen ihm und Salihamidzic auf das wesentliche Ziel der Zusammenarbeit beim FC Bayern hin. "Letztendlich geht es darum, wir beide haben den Anspruch, aus der Mannschaft möglichst eine erfolgreiche Mannschaft zu machen und natürlich ist es so, dass wir ab und zu unterschiedlich diskutieren, das gehört dazu." Beide wüssten genau, was sie am Verein haben und was der Verein auch von ihnen erwartet. "Das heißt, dass wir gemeinsam diese Mannschaft in der Erfolgsspur halten. Das ist die Aufgabe, das ist unser Anspruch und das werden wir umsetzen." Salihamidzic hatte das Verhältnis zuvor als "völlig normal" bezeichnet.
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