Der österreichische Universalkünstler Arik Brauer ist am Sonntagabend im Alter von 92 Jahren im Kreis seiner Familie gestorben. Dies teilte seine Familie der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit. Der jüdische Künstler war Maler, Grafiker, Bühnenbildner und Sänger. Er gehört zu den Hauptvertretern der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und galt als Sänger auch als Mitbegründer des Austropop. Seine großen farbenfrohen Ölbilder hängen in vielen Museen der Welt.
Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Brauer als Ausnahmekünstler. Mit der Erfahrung von Antisemitismus, Verfolgung und Mord während der NS-Herrschaft aufgewachsen, sei Brauer zum „kritischen Citoyen“ geworden und habe seine Stimme für Freiheit, Demokratie und Solidarität“ erhoben.
Brauer überlebte die Nazi-Zeit in bitterer Armut in Wien und ging ohne jede Verdrossenheit aus dem Schrecken hervor. Der Grundstein seines Stils waren laut eigenen Aussagen die Begegnungen mit eigentümlichen Charakteren in seiner Kindheit: der einbeinige Alkoholiker im Keller seines Wohnhauses und der Mann, der als Attraktion Frösche schluckte und lebendig wieder hervorbrachte. Gemeinsam mit seinen Freunden Ernst Fuchs, Anton Lehmden, Friedensreich Hundertwasser, Rudolf Hausner und Wolfgang Hutter begründete er die „Wiener Schule des Phantastischen Realismus“. Die Strömung, die dem Surrealismus nahesteht, wurde kommerziell erfolgreich. In Kunstkreisen blieb sie oft belächelt.
Die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs überlebte Brauer versteckt im Garten eines Verwandten. Sein Vater starb in der Gaskammer. Nach dem Krieg ging er sofort an die Akademie der Bildenden Künste. Schuhe besaß er zu dem Zeitpunkt keine, nur ein Paar selbstgebastelter Sandalen aus Holz. Später kehrte er als Professor an die Akademie zurück.
Nachdem er sich als junger Mann in der Hoffnung auf eine bessere Welt dem Kommunismus verschrieben und sich wenig später enttäuscht abgewandt hatte, begann die Zeit ausgedehnter Reisen. Er lebte als Tänzer in Israel und trat in Wien auf der Bühne auf. Mit seiner Ehefrau, der Mutter seiner drei Töchter, trat er sieben Jahre lang als Gesangsduo in Paris auf, bevor es ihn wieder in die Heimat zog.
Doch vor dem Durchbruch als Maler wurde Brauer als Sänger berühmt. In den siebziger Jahren galt er als einer der Väter des Austropop. Mit seinen kritischen Protestliedern im Wiener Dialekt wie „Sie hab'n a Haus baut“ und „Sein Köpferl im Sand“ wurde er in allen deutschsprachigen Popsendern gespielt. Das Singen sei für ihn aber nur Nebenprodukt gewesen. Seine Berufung war die Malerei.
Mehr als 2000 Bilder schuf Brauer, der sich als Feminist bezeichnete. Es sei jedes Mal aufs Neue ein Ringen gewesen, ein gutes Bild zu malen, sagte er vor seinem neunzigsten Geburtstag. Exzesse ließ er zeitlebens aus. „Ich bin in so einem Rauschzustand, das ich mich nicht belästigen will mit zusätzlichen Drogen.“ Das Alter habe ihn, der abwechselnd in Wien und einem israelischen Künstlerdorf lebte, frei gemacht. „Was ich machen wollte, habe ich ungefähr schon gemacht. Ich bin ein glücklicher Mensch.“
Artikel von & Weiterlesen ( Arik Brauer ist tot - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung )https://ift.tt/3sSNViM
Unterhaltung
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Arik Brauer ist tot - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Post a Comment