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Vorwürfe gegen Ulrich Seidl: Toronto Filmfestival sagt Weltpremiere von »Sparta« ab - DER SPIEGEL

Regisseur Ulrich Seidl: »Wesentliche Verantwortung – als Künstler und als Mensch«

Regisseur Ulrich Seidl: »Wesentliche Verantwortung – als Künstler und als Mensch«

Foto: Roberto Finizio / Getty Images

Die Vorwürfe gegen den österreichischen Regisseur Ulrich Seidl wiegen schwer: Bei den Dreharbeiten seines neuen Films »Sparta« in Rumänien soll er Kinder ausgenutzt haben. Gegen den Regisseur laufen in Rumänien Ermittlungen . Nun reagiert auch die Filmbranche: Zum Toronto International Film Festival war die Weltpremiere geplant. Doch die Veranstalter haben das Screening abgesagt. »Dieser Film wurde vom Festival zurückgezogen«, heißt es auf der Festival-Webseite . »Wir entschuldigen uns für etwaige Unannehmlichkeiten.«

Die Dreharbeiten für »Sparta« liefen in Rumänien in den Jahren 2018 und 2019. Das Drama zeigt die Geschichte eines Mannes, der in Rumänien mit seiner pädophilen Neigung ringt. An der Verfilmung waren mehrere Laiendarsteller beteiligt, die zum Zeitpunkt des Drehs zwischen neun und 16 Jahre alt waren. Nach SPIEGEL-Recherchen  erhoben mehrere Darsteller und Mitarbeiter gegen Seidl Vorwürfe: Er habe die Minderjährigen nicht informiert, dass es in dem Film auch um Pädophilie gehe. Bei den Dreharbeiten seien sie deshalb ohne Vorbereitung Gewalt und Nacktheit ausgesetzt gewesen.

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    Seidl wehrte sich in einem persönlichen Statement gegen die Vorwürfe. Die Darstellung unterstelle Intentionen, die »weiter weg von der Wirklichkeit gar nicht sein könnten«, heißt es auf seiner Webseite . Mit seinem Film fordere er dazu auf, »komplexe und auch widersprüchliche Menschen wahrzunehmen«. In den sich daraus ergebenden »Ambivalenzen zwischen Fürsorge und Missbrauch«, darin, diese »zu erkennen und zu beschreiben, hinzuschauen, anstatt wegzusehen und sie damit auszublenden«, sehe er eine »wesentliche Verantwortung – als Künstler und als Mensch«.

    Über seinen Anwalt ließ Seidl bereits in diesen Tagen mitteilen, dass die Eltern und die minderjährigen Laiendarsteller über den Inhalt des geplanten Films unterrichtet worden seien. Dabei sei darauf hingewiesen worden, dass es um einen Erwachsenen gehen soll, »der sich zu Jungen hingezogen fühlt, eine Art Vaterstelle einnimmt«. Nach SPIEGEL-Recherchen hatte es allerdings bereits kurz nach Abschluss der Dreharbeiten Ermittlungen in Bezug auf mögliche »Gewalttaten« gegen Minderjährige während eines Filmdrehs in Baba Novac gegeben. Im Februar 2022 wurden diese Ermittlungen eingestellt.

    »Vertrauensverhältnis, das wir über Wochen und Monate aufbauen«

    In seinem Statement erklärte Seidl, er habe »höchsten Respekt vor allen Darsteller*innen« und würde niemals »Entscheidungen treffen, die ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden in irgendeiner Art und Weise gefährden«. Er betonte das »Vertrauensverhältnis, das wir über Wochen und Monate aufbauen«. Und weiter: »Hätten die Eltern, wie der SPIEGEL behauptet, Einwände gegen die Drehabläufe oder die Art, wie wir mit ihren Kindern umgegangen sind, gehabt, oder hätten sich die Kinder mit uns nicht wohlgefühlt, wären sie wohl nicht über diesen langen Zeitraum in den Etappen eines Winter- und Sommerdrehs dabei geblieben.«

    Seidl ist aktuell einer der bekanntesten deutschsprachigen Regisseure, mit Filmen wie »Hundstage« (2001), »Import Export« (2007) oder »Paradies: Liebe« (2012). Sein Film »Sparta« sollte in ursprünglich in Toronto debütieren. Weitere Screenings sind für das Filmfestival in San Sebastián geplant. Auf Anfragen des SPIEGEL gab eine Sprecherin an, dass nur eine gerichtliche Anordnung Anlass sein könne, um eine geplante Vorführung auszusetzen.

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