Nach erneuter Derby-Pleite : Gladbach-Ultras diskutieren vor Geschäftsstelle mit Stindl, Virkus und Co.
Mönchengladbach Borussia Mönchengladbach versinkt nach der zweiten Derby-Niederlage der Saison im Niemandsland der Bundesliga. Auf dem Platz zwischen Stadion und Hotel suchten rund 100 Ultras im Anschluss an das 1:3 gegen Köln mit einer Abordnung um Kapitän Lars Stindl das Gespräch.
Szenen wie diese hat es in Mönchengladbach lange nicht gegeben: Nach dem mit 1:3 verlorenen Derby gegen den 1. FC Köln, der dritten Pleite in Folge gegen den großen Rivalen, drängten rund 100 Ultras auf den Parkplatz zwischen Stadion und Hotel, um die Mannschaft zur Rede zu stellen. Kapitän Lars Stindl, sein Stellvertreter Yann Sommer, die Urgesteine Tony Jantschke und Patrick Herrmann kamen raus, dazu Sportdirektor Roland Virkus, Geschäftsführer Stephan Schippers, Vizepräsident Rainer Bonhof und der langjährige Co-Trainer Frank Geideck. Ein Dutzend Polizisten wohnte der Aussprache bei, die Einsatzkräfte hatten die Fans zuvor von den Treppen, die runter zum Kabinentrakt führen, zurück auf den Vorplatz gedrängt.
Um 21.05 Uhr endete die Konfrontation mit Applaus der Fans, die anschließend unter Begleitung der Beamten davonzogen. Allerdings hatten einige von ihnen den Kölner Mannschaftsbus leicht demoliert, eine Reiterstaffel hatte anrücken müssen. Dann kam die Abordnung der Borussen aus dem Kabinentrakt, während die Pressekonferenz mit Trainer Adi Hütter lief.
Insgesamt kam es - Stand 22.30 Uhr - nicht zu größeren Vorfällen, die Polizei war mit einem immensen Aufgebot vor Ort. Noch am späten Samstagabend kreisten Hubschrauber über der Stadt und Blaulicht vermischte sich im Borussia-Park mit dem Grün des Stadions. Die Busse mit den Kölner Fans wurden zum Rheydter Hauptbahnhof eskortiert, die Gäste hatten nach dem Abpfiff noch lange im Block gefeiert.
Unterdessen verließen die Borussia-Profis unter Pfiffen und begleitet von „Wir haben die Schnauze voll“-Gesängen den Platz. Auch das hat es lange nicht gegeben am Niederrhein. In der Interviewzone versuchte zuerst Jordan Beyer zu erklären, warum die Mannschaft nach dem fatalen 1:4 im Hinspiel die Situation noch verschlimmerte hatte, anstatt ansatzweise Wiedergutmachung zu betreiben. „Es ist einfach traurig und enttäuschend. Was wir abgeliefert haben, war eines Derbys nicht würdig“, sagte Beyer, Borussias Eigengewächs, nach seinem ersten Derby als Profi.
Hütter hat als einziger Gladbach-Trainer neben Wolf Werner Ende der 80er seine ersten beiden Derbys verloren. „Grundsätzlich kann ich verstehen, dass die Fans ihren Unmut äußern, wenn sie so eine Leistung in einem so wichtigen Spiel sehen. Gewisse Dinge muss man sich als Trainer gefallen lassen – und ich kann auch verstehen, wenn die Fans jetzt da draußen stehen“, sagte Hütter, angesprochen auf die Szenen vor der Geschäftsstelle. „Deswegen gibt es auch von meiner Seite nur eine Entschuldigung, dass wir das Spiel heute nicht so rübergebracht und in einem wichtigen Spiel für den Verein und für die Fans so eine Leistung gebracht haben.“
Vor dem ersten Derby in Gladbach vor Zuschauern seit August 2017 hatte es große Befürchtungen gegeben, dass die Rivalität zwischen den rheinischen Rivalen eskalieren könnte. Doch weder präsentierten die Borussia-Ultras in der Nordkurve die Fahne ihrer Kölner Pendants von den „Boyz“, die sich nach dem Klau der Fahne in Sinsheim vor vier Jahren aufgelöst hatten. Noch kam es im Stadion zu nennenswerten Zwischenfällen.
Sorgen bereitete in erster Linie die Mannschaft auf dem Rasen. Bereits nach fünf Minuten ging Köln in Führung, nach 20 Minuten stand es 2:0 für die Gäste, nach 34 Minuten 3:0. Zur Pause hatte Gladbach in einem Heim-Derby zuletzt in der Oberliga West vor 60 Jahren so hochzurückgelegen. Damals war es noch gar kein brisantes Duell wie heute.
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