Lauf des Spiels: City leistete sich einen unsauberen Pass im Spielaufbau, für Gladbach war das ein Pressing-Signal. »Ja, ja, ja!« war über die TV-Mikrofone zu hören, Anfeuerungen zum Balljagen. Aber Manchester ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Phil Foden erhielt im Mittelfeld den Ball, trieb ihn vorwärts und hob den Blick. Was er sah, war ein brillanter Laufweg von İlkay Gündoğan. Dieser stand erst halblinks im Mittelfeld. Als Foden Fahrt aufnahm, zog Gündogan mit einem diagonalen Lauf nach halbrechts Gegenspieler Matthias Ginter ein paar Meter mit sich. Weil Foden nun auf Ginters eigentliche Zone zulief, musste der Gladbacher zurück auf seine Position. In genau diesem Moment spielte Foden in den Lauf Gündogans, der das 2:0 erzielte. Coolness, Laufwege, Technik: Bei diesem Treffer kam viel von dem zusammen, was City seit Monaten so stark macht.
Ergebnis: Beim 2:0 (2:0) blieb es – Manchester City hat nach dem Hinspiel auch das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Mönchengladbach in Budapest gewonnen. Hier geht es zum Spielbericht.
Lauf des Spielers: Der Treffer gegen die Borussia war bereits Saisontor Nummer 15 für Gündogan. Das sind exakt so viele wie er in 157 Spielen für Borussia Dortmund erzielt hat. Und auch in den vergangenen vier Spielzeiten in Manchester waren dem 30-Jährigen bloß 22 Treffer gelungen. Gündogans neue Gefährlichkeit hängt mit seiner offensiveren Rolle im aktuellen System zusammen (siehe den Punkt »Sturm ohne Stürmer«). Und damit, dass er seit Monaten in Topform ist. Vielleicht ist es die Form seines Lebens.
Die erste Hälfte: War nach zwölf Minuten im Grunde gelaufen. Da erzielte Kevin de Bruyne ein wunderbares Tor zum 1:0. Nach Ablage von Riyad Mahrez kam er aus etwa 20 Metern mit Links ungestört zum Schuss, de Bruyne hämmerte den Ball an die Unterkante der Latte, von dort sprang er hinter die Linie. Ein Traumtor als Vorentscheidung. Neben Gündogans Treffer erspielte sich Manchester noch ein paar gute Chancen, Gündogan selbst (27. Minute) und Foden (7.) vergaben die besten. Gladbach kam zu ein paar Abschlüssen, richtig gefährlich wurde es aber nur in der 41. Minute, als Breel Embolo das Tor knapp verfehlte
Die zweite Hälfte: Blieb ohne besondere Vorkommnisse. City verwaltete, Gladbach verteidigte. Die wohl besten Gelegenheiten hatte Manchesters Mahrez, der an Torwart Yann Sommer scheiterte (68.) und das Tor verfehlte (90.+2).
Sturm ohne Stürmer: Über Pep Guardiola gab es den Gag, der Trainer würde wohl am liebsten Torwart und zehn Sechser aufstellen. In Manchester nähert er sich dieser Idee allmählich an. Gegen Gladbach stellte er neben dem Torwart bloß drei Verteidiger auf, dazu Flügelangreifer Mahrez, die übrigen Feldspieler waren dann wirklich alle: Mittelfeldspieler. Dass City trotzdem so viel Torgefahr entfacht, liegt daran, dass sich die als Stürmer getarnten Offensivspieler immer wieder fallen lassen und andere die entstandenen Lücken mit Tiefenläufen attackieren, so wie Gündoğan vor dem 2:0. Hier finden Sie Näheres dazu, was sich Guardiola in dieser Saison hat einfallen lassen und warum sein Team gerade so stark ist.
Andere Welten: Als Mitte Dezember dieses Achtelfinale ausgelost worden war, stand City in der Premier League auf dem neunten Platz, Gladbach war in der Bundesliga Achter, hatte sich gerade in einer Gruppe mit Real Madrid und Inter Mailand behauptet. Seither hat Manchester 24 von 26 Partien gewonnen, Gladbach gelangen noch vier Siege. Seit Trainer Marco Rose im Februar seinen Wechsel nach Dortmund angekündigt hat, gab es sogar sieben Pleiten in Folge. Diese gegen Man City war sicher keine, die lange analysiert werden muss. Manchester ist nicht Gladbachs Kragenweite, sondern Anwärter auf den Titel in der Königsklasse. »Wichtig ist das Tagesgeschäft, die Bundesliga«, sagte Borussias Lars Stindl nach der Partie bei Sky.
Zwischen Genuss und Verdruss: Im Spiel wirkten die Gladbacher hoch konzentriert; es war ihnen anzumerken, wie anstrengend 90 Minuten gegen City sind, nicht nur für die Beine, sondern auch für den Kopf. Vor dem Anpfiff aber, als die Königsklassenhymne erklang, lächelte Stürmer Marcus Thuram, und auch bei manch anderem Kollegen schienen die Mundwinkel leicht nach oben zu zeigen. Vielleicht hatten sie sich vorgenommen, diese Partie zu genießen. Zumindest kommende Saison dürfte der Klub ohne Champions League auskommen müssen, möglicherweise deutlich länger. Und schon das kommende Wochenende wird mit Genuss wenig zu tun haben. Da muss Gladbach mit dem Druck zurechtkommen, den Negativlauf stoppen zu müssen. Denn da ist der Gegner keines der besten Teams aus den größten fünf europäischen Ligen, sondern das nach Punkten schlechteste: Schalke.
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