Beim FC Schalke 04 spricht man schon seit Wochen davon, eine Serie starten zu wollen. Die aktuelle Mini-Serie war damit allerdings nicht gemeint. Das 1:5 (1:3) beim VfB Stuttgart war die zweite Niederlage mit vier Toren Unterschied in Folge. Insgesamt gab in dieser Saison schon fünf Pleiten mit vier oder mehr Toren Differenz. Der Fußballklub aus Gelsenkirchen ist aber auch über derbe Niederlagen hinaus seit Monaten in einer desolaten Verfassung.
Suspendierungen, Verletzungen, Trainerwechsel, Begnadigungen, abgelehnte Kredite und wegen abgelehnter Kredite eingeschnappte ehemalige Aufsichtsratsvorsitzende (Clemens Tönnies) – all das hat in dieser Saison auf Schalke schon für Schlagzeilen und Trubel gesorgt. Und diese Liste erhebt einen Anspruch auf Unvollständigkeit.
Die Stunden vor dem Spiel in Stuttgart brachten immerhin etwas neues Unerfreuliches. Zunächst berichtete der Pay-TV-Sender Sky von einer angeblichen Revolte gegen Trainer Christian Gross, dann auch weitere Medien. Einige Spieler hätten nach dem 0:4 im Derby gegen Borussia Dortmund bei Sportvorstand Jochen Schneider vor- und über Defizite des Trainers gesprochen. Das deckt sich mit Informationen des SPIEGEL. »Offene Gespräche« wurden vom Verein auch bestätigt, aber weder über den Teilnehmerkreis noch Inhalte gab es Informationen. Eine »Revolte« oder gar »Revolution« habe es aber nicht gegeben, auch nicht den Versuch dazu.
Trainer Nummer fünf für Schalke?
Schneider schwieg in Stuttgart, andere Schalker drucksten herum. Shkodran Mustafi, der nach Angaben der »Bild« mit Sead Kolasinac und Klaas-Jan Huntelaar bei Schneider gewesen sein soll, antwortete gekonnt an den Fragen vorbei. Gross sagte, dass »diese Nachricht« von der angeblichen Spielerforderung, ihn abzulösen, »ein bisschen überraschend« gekommen sei.
Es wäre allerdings gar nicht mal so überraschend, wenn Schneider mit Christian Gross nun einen dritten Trainer in dieser Saison beurlauben würde. David Wagner und Manuel Baum ereilte dieses Schicksal schon, Huub Stevens wusste, dass er nur für ein Spiel die Verantwortung für eine Mannschaft tragen würde, die viele Defizite aufweist.
Schneider weiß, dass er spätestens nach dem Saisonende die Verantwortung abgibt. In seinen Ressorts Sport und Kommunikation sind die Probleme offenkundig. Es wird probiert, umsortiert, neu eingestellt, umstrukturiert – nur besser wird es nicht.
Ein Beispiel: Nach dem Aus des Technischen Direktors Michael Reschke, mit dem er in wichtigen Dingen unterschiedlicher Ansicht war, legte Schneider die Kaderplanung in die eigenen Hände und in die von Mike Büskens, Teammanager Sascha Riether und die seines Assistenten René Grotus.
Schneider entmachtet, Schneider entscheidet
Als bekannt wurde, dass Schneider spätestens am Saisonende und damit mindestens ein Jahr vor dem Auslaufen seines Vertrags gehen wird, benannte Schalke ein Trio mit Büskens, U19-Trainer Norbert Elgert und Nachwuchsdirektor Peter Knäbel als Kaderplaner für die kommende Saison. Das, so teilte der Klub mit, habe der Aufsichtsrat entschieden. Schneider solle das Trio aber beraten und eventuelle Entscheidungen »inhaltlich umsetzen«.
Wer den FC Schalke 04 als konfus bezeichnet, meint es noch freundlich mit dem Klub.
Seit Monaten ist aus der Geschäftsstelle die Klage zu hören, dass der Aufsichtsrat sich vor Entscheidungen drücke. Davon profitiert vor allem Schneider, der zurecht auf ein sehr schmales Budget und hohe Altlasten hinweist, um seine Arbeit zu verteidigen. Aber es bleiben Fehlentscheidungen, die nur bedingt mit Geld zu tun haben.
So präsentierte Schneider im vergangenen Sommer mit Werner Leuthard einen »Leiter Performance Lizenzspieler«, der dafür sorgen sollte, dass die Schalker Spieler mehr laufen, mehr sprinten und weniger verletzt sind. Die Laufwerte, rein an Kilometern gemessen, sind aber die schlechtesten aller Bundesligisten, die Verletztenliste ist lang. Besonders die Häufung an Muskelverletzungen wird Leuthard angelastet. Seit Wochen kommen Klagen aus der Kabine über die Arbeit des Athletiktrainers, der bereits vor mehr als zehn Jahren schon zusammen mit dem für seine harten Einheiten berüchtigten Felix Magath auf Schalke war.
Aufsichtsrat, Vorstand, Trainer, Mannschaft – die Defizite prägen den FC Schalke 04, der trotzdem noch auf eine Siegesserie und den Klassenerhalt hofft. Von den vergangenen 39 Bundesligaspielen gewann er aber nur eines.
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