Omen des Spiels: Nach zwei Minuten richteten sich die Fernsehkameras erstmals voll auf Ilkay Gündoğan. Der deutsche Nationalspieler in Diensten von Manchester City war von Liverpools Thiago rüde umgegrätscht worden und liegen geblieben, die Mannschaftsärzte testeten Knöchel und Sehnen vorsichtig auf Stabilität. Und verkündeten: Entwarnung. Gündoğan würde weitermachen können. Angesichts der jüngsten Form des Mittelfeldspielers, der in den zehn vorangegangenen Ligaspielen an acht Treffern (sieben Tore, ein Assist) direkt beteiligt war, eine überaus frohe Botschaft für die Gäste aus Manchester.
Das Ergebnis: Seit Mai 2003 hatte der FC Liverpool kein Heimspiel gegen Manchester City verloren. Eine beeindruckende Serie, die an diesem Nachmittag ihr Ende finden sollte: Nach 90 Minuten hieß es 1:4 (0:0) beim Gastspiel der Citizens an der Anfield Road. Die Meldung zum Spiel lesen Sie hier.
Die erste Halbzeit: Los ging die Partie mit zwanzig Minuten lehrbuchhaftem Gegenpressing – nicht vom FC Liverpool, dessen Trainer Jürgen Klopp den Begriff in die modernen Fußballlexika geschrieben hat, sondern von City. Das hielt die Reds vom Tor weg, für eigene Chancen hätte es aber bessere Ideen gebraucht als Halbfeldflanken auf den 1,71 Meter großen Phil Foden. Mit fortlaufender Spieldauer erarbeitete sich Liverpool durch Sadio Manés Kopfball (24. Minute) und Roberto Firminos Volleyschuss (29.) erste Chancen. Dann griff Referee Michael Oliver zur Pfeife (36.).
Der Strafstoß der ersten Halbzeit: Was war passiert? Raheem Sterling hatte sich in höchstem Tempo und ohne mit Übersteigern zu geizen in den Liverpooler Strafraum gedribbelt, dort wurde Fabinho zur Stolperfalle. Gündoğan legte sich den Ball zurecht - und schoss links oben übers Liverpooler Tor. Schon im Hinspiel hatten die Citizens einen Strafstoß vergeben, damals hatten Kevin de Bruyne die Nerven versagt. Überhaupt fanden nur drei von sechs Strafstößen der Guardiola-Elf in dieser Saison den Weg ins gegnerische Tor.
Die zweite Halbzeit: Torreicher wurde es. Viel torreicher. Gündoğan rehabilitierte sich, nach einer Kombination über die linke Seite traf er zur Führung (49.). Vom zwischenzeitlichen Ausgleich durch Mohamed Salah ließen sich City nicht irritieren, stellte Liverpool hoch zu und erzwang so (Towart-)Fehler. Ein Treffer von John Stones nach einer Freistoßvariante zählte wegen Abseits zunächst nicht, dann trafen erneut Gündoğan (73.) und Sterling (76.) für City. Foden ließ einen Gewaltschuss zum Endstand folgen, als die Liverpooler Gegenwehr längst gebrochen war (83.).
Der Strafstoß der zweiten Halbzeit: Rúben Dias wird viel und häufig gelobt. Kein Wunder, hatte der Portugiese vor der Partie doch eine Fabelbilanz aufzuweisen: In 19 Saisonspielen mit Dias in der Innenverteidigung hatte Manchester City dreizehnmal die Null gehalten. Diesmal misslang das, weil Dias sich im Zweikampf mit Salah verschätzte und dem Ägypter nicht mehr mit fairen Mitteln hinterherkam. Dias' Halten pfiff Oliver folgerichtig ab, Salah schnappte sich den Ball selbst und schoss sicher ein. Liverpool verschoss in dieser Saison übrigens noch gar keinen Strafstoß, saisonübergreifend trafen die letzten 19 Versuche ins Schwarze.
Aussetzer des Spiels: Liverpool-Torwart Alisson Becker gilt als ein Meister seines Fachs: 2019 war der Brasilianer noch Welttorhüter, und an guten Tag verkörpert Alisson auf der Linie, in der Strafraumbeherrschung und mit dem Ball am Fuß Weltklasse. Dieser Sonntag aber war kein guter Tag für Alisson, es sogar ein verdammt schlechter: Vor dem 1:2 hatte er den Ball ohne Not in den Fuß von Foden gespielt, vor dem 1:3 bedankte sich Bernardo Silva. Beide Male brauchte es nur noch einen Pass bis zum Gegentreffer. Womöglich war Alisson nicht vollkommen fit in die Partie gegangen: Das letzte Ligaspiel gegen Brighton hatte Liverpools Nummer eins krankheitsbedingt verpasst.
Angst um die Königsklasse: Während sich bei Manchester City allmählich über ein Hygienekonzept für die Meisterfeier Gedanken gemacht werden darf – der Abstand auf Verfolger Manchester United beträgt fünf Punkte, dank eines Wiederholungsspiels kann er noch auf acht Punkte anwachsen – ist die Sorge in Liverpool groß. Aktuell stehen die Reds auf Platz vier, doch dahinter liegt ein Quintett in Lauerstellung: Die formstarken Außenseiter Aston Villa und West Ham United, Stadtrivale FC Everton und die traditionellen Big-Six-Klubs Tottenham Hotspur und FC Chelsea sind nahezu gleichauf mit dem strauchelnden Favoriten. Rutscht die Mannschaft von Jürgen Klopp nur noch einen Tabellenplatz weiter nach unten, verpasst der FC Liverpool erstmals seit 2016 wieder die Champions League.
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