München – So aufgebracht hat man Hansi Flick selten erlebt. Doch als es auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Arminia Bielefeld an diesem Montag (20.30 Uhr, DAZN und im AZ-Liveticker). um die von SPD-Politiker Karl Lauterbach geäußerte Kritik an der Sonderrolle des Fußballs in der Corona-Pandemie ging, platzte dem Trainer des FC Bayern der Kragen.
Statt ewig zu meckern, sollten sich die Politik und "sogenannte Experten" wie Lauterbach jetzt doch bitte endlich mal "zusammensetzen und eine Strategie entwickeln, dass man irgendwann Licht am Ende des Tunnels sieht", schimpfte Flick: "Das ist aktuell zu wenig."
Katar-Reise des FC Bayern "unser Job, unser Business"
Der Münchner Erfolgscoach redete sich in Rage, polterte weiter drauf los. Er habe das Gefühl, "dass jeder aus der Situation seinen Profit schlagen will und darauf schaut: Wie kann er bei der nächsten Wahl ein paar Prozentpunkte mehr machen", führte der aufgebrachte Flick aus: "Das ist weit an dem vorbei, was sie als Aufgabe haben: Gemeinsam zu arbeiten, dass es irgendwann zu einer Normalität kommt."
Speziell zu Lauterbach meinte Flick: "Der Herr Lauterbach hat immer zu allem einen Kommentar abzugeben. Wenn ich nicht in der Verantwortung stehe und mir nur das Ergebnis anschaue, kann ich das immer leicht bewerten." Der Politiker und Epidemiologe reagierte via Twitter. ",Sogenannte Experten’ äußern sich, weil Journalisten sie um Einschätzung bitten", schrieb er. Sollte Flick anderer Meinung sein, dürfe er diese gerne kundtun. "Aber als Amateur-Sportler sage ich: nicht unfair sein!"
Angela Merkel nahm Flick bei seiner Kritik ausdrücklich aus. Die Bundeskanzlerin nehme sich "nicht zu wichtig". Es sei aber "krass", wie ihr Handeln von Experten und Politikerkollegen ohne Unterlass bewertet werde. "Da sollte man ein Miteinander finden, um den Menschen wieder Zuversicht zu geben. Das ist aktuell nicht der Fall", meinte Flick.
Lauterbach bezeichnet Müllers Rückreise als "undenkbar"
Ja, sagte Flick, der Fußball genieße einen Sonderstatus. Aber allein er sei "an die 100 Mal" getestet worden. Dass es dabei wie zuletzt bei der Klub-WM in Katar bei Thomas Müller zu positiven Ergebnissen kommen könne, könne bei aller Diszipliniertheit "mal vorkommen". Aber Reisen wie jene in die Wüste seien "unser Job, unser Business, eine Sache, die wir machen müssen".
Lauterbach hatte bei "Sport1" Müllers Rückreise aus Katar trotz Corona-Infektion kritisiert. "Normalerweise wäre eine Reise mit bekannter Infektion natürlich undenkbar", monierte der Gesundheitsexperte und kritisierte zugleich die Verlegung zahlreicher Europacupspiele in Drittländer, um die Einreisebeschränkungen zu umgehen.
"Den Bürgern raten wir zu Recht von jeder unnötigen Reise ins Ausland ab, und der internationale Fußball setzt sich über diese Regeln einfach hinweg", ergänzte Lauterbach: "Die Bürger wollen nicht, dass mit zweierlei Maß gemessen wird, nur weil es um Millioneneinnahmen durch Fernsehübertragungen geht."
Lebt der FC Bayern "in einem anderen Kosmos"?
Ähnlich sieht es Dagmar Freitag (SPD). "Der Profifußball und auch andere Sportarten leben offensichtlich in einem anderen Kosmos, in dem Rücksichtnahme ein Fremdwort ist", kritisierte Freitag im Deutschlandfunk.
Die Politik könne Wettbewerbe aber nicht verbieten. "Politik kommt dann ins Spiel, wenn es darum geht, Einreisen möglicherweise zu unterbinden. Aber es ist natürlich nicht möglich, deutschen Staatsbürgern die Reise nach Budapest zu verbieten", sagte Freitag.
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