
Als Paul Drux in der 51. Minute zu Recht eine Zeitstrafe erhielt, scherzte er auf dem Weg zur Bank mit dem norwegischen Schiedsrichter Havard Kleven freundschaftlich herum. Das war der Ton dieser Partie – ein besseres Testspiel, in dem sich keiner mehr weh tun wollte. Und das im Rahmen einer Weltmeisterschaft. Die deutsche Handball-Nationalmannschaft gewann ihr zweites Hauptrundenspiel gegen Brasilien am Samstagabend in der neuen Hauptstadt Ägyptens 31:24. Es war ein bedeutungsloser Erfolg.
Dass es um nicht mehr allzu viel ging, war nämlich schon vorher klar: da Ungarn die Polen früher am Abend besiegt hatte, waren die Aussichten der ersten Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auf das Viertelfinale schon vorher zunichtegemacht worden. Aus der „deutschen“ Hauptrundengruppe 1 gehen Spanien und Ungarn in die Runde der letzten Acht am Mittwoch. Die Deutschen bringen das Weltturnier in Ägypten am Montagabend gegen Polen ohne Aussichten auf Medaillen zu Ende – Rang neun wäre nun die bestmögliche Platzierung. Vor zwei Jahren bei der WM in Deutschland und Dänemark waren die Deutschen noch mit Bundestrainer Christian Prokop Vierter geworden.
Das vom DHB ausgerufene Ziel K.o.-Runde hat Prokops Nachfolger Alfred Gislason damit verfehlt; Knackpunkt war die knappe, späte Niederlage gegen Ungarn im letzten Gruppenspiel gewesen. Im Laufe des Turniers hatten Gislasons Spieler die Schwächen in der Abwehr nie überdecken können – hier wurden die Kieler Profis Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek schmerzlich vermisst. Beiden war eine Handball-WM in Zeiten der Pandemie aus privaten Gründen zu riskant erschienen. Sie bleiben bei ihren Familien. „In der Abwehr hat uns viel gefehlt, um gegen Weltklassemannschaften zu bestehen“, sagte Gislason am Samstagabend im „ZDF“, „aber gerade im Angriff sieht man, dass die Mannschaft sich deutlich nach vorn entwickelt hat.“
Wenige Wechsel
Das war auch gegen Brasilien so. Gislason ließ im fünften Spiel dieser WM seine Stammsieben auflaufen und wechselte insgesamt wenig. Er wollte zeigen, wie wichtig ihm die Partie war. Im Rückraum führte Philipp Weber klug Regie und war auch gefährlich (fünf Tore). Seine Nebenleute Julius Kühn (5) und Kai Häfner (4) setzte er meist klug ein. Über 6:2 und 8:6 setzten sich die Deutschen bis zur Pause auf 16:12 ab. Immer wieder verschaffte sich Johannes Golla am Kreis den notwendigen Platz; mit sieben Toren hatte der 23 Jahre alte Flensburger die beste Ausbeute der Deutschen, die über 24:21 in der 48. Minute und 29:22 in der 54. dem ungefährdeten Sieg entgegensteuerten.
Im Tor zeigte sich Johannes Bitter von seiner besten Seite; am Ende durfte der dritte Torhüter Silvio Heinevetter ein paar Minuten spielen. Die deutsche Nummer eins Andreas Wolff hatte Gislason nicht mit in den Kader genommen; auch eine Reaktion auf dessen schwache Leistungen gegen Ungarn und Spanien. Auch Kapitän Uwe Gensheimer (4 Tore) schwang sich zu einem überzeugenden Auftritt auf. Insgesamt hatte er bei diesem Turnier allerdings auch daran gelitten, sehr wenige Anspiele bekommen zu haben. „Wir haben in kurzer Zeit viele neue Dinge reingebracht“, sagte der Linksaußen, „diese Dinge passen ganz gut im Angriff, in der Abwehr müssen wir aggressiver zupacken, dann rücken wir näher an die Weltspitze.“
Das muss auch gelingen, soll das große Ziel Olympische Spiele erreicht werden. Mitte März trifft Gislasons Mannschaft in Berlin auf Schweden, Slowenien und Algerien. Zwei der Teilnehmer qualifizieren sich für die Spiele von Tokio. Als Favorit geht das DHB-Team nach den Eindrücken von Kairo allerdings nicht in das nächste Turnier.
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