Search

Erstes Interview nach Vorwürfen: Til Schweiger: "Es war ein schleichender Prozess" - n-tv.de - n-tv NACHRICHTEN

Anfang Mai erscheint ein Artikel, in dem über unhaltbare Zustände am Set von Til Schweigers "Manta, Manta - Zwoter Teil" berichtet wird. Der Filmemacher zieht sich daraufhin eine Weile zurück. Jetzt gibt er dem "Stern" ein Interview und zeigt sich geläutert. Sogar eine Therapie hat er begonnen.

Im Frühjahr erscheint im Magazin "Spiegel" ein Artikel, der unter anderem die Zustände am Set von "Manta, Manta - Zwoter Teil" offenlegt. Darin werden seitens mehrerer Mitarbeitenden schwere Vorwürfe gegen Regisseur und Hauptdarsteller Til Schweiger erhoben. Von Überlastung durch Überstunden, Schikanen und sogar Schlägen am Set ist die Rede. Zudem heißt es, dass der 59-Jährige bisweilen betrunken zur Arbeit erschienen sei.

Zwar können daraufhin von der Produktionsfirma Constantin beauftragte Anwälte kein "generelles Klima der Angst" unter den Mitarbeitenden ausmachen, doch ganz reinwaschen konnte Schweigers Ruf daraufhin auch nicht. Schuld daran war sicherlich auch ein von ihm selbst kurz nach dem Skandal hochgeladenes Video bei Instagram, in dem er sichtlich dem Alkohol zuträglich war. Anschließend aber hüllte sich der Filmemacher in Schweigen, welches er jetzt in einem Interview mit dem "Stern" erstmals bricht.

"Niemand braucht Angst vor mir zu haben"

Er habe seit seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit viel nachgedacht, erklärt er in diesem Gespräch. "Ich habe viel gesprochen mit Freunden. Und ich habe eine Therapie begonnen." Ein Tyrann sei er aber nicht. "Der Vorwurf hat mich scher getroffen. Niemand braucht vor mir Angst zu haben. Ich bin ein freundlicher Mensch", beteuert er, räumt aber auch ein, dass es offenbar Leute am Set gab, "die das so erlebt haben". Und auch, dass ihm selbst Freunde bescheinigten, dass er "eine Art haben kann, die angsteinflößend wirkt". Das akzeptiere er mittlerweile und arbeite an sich.

Auf die Frage, ob ihm die Macht, die er als Regisseur, Hauptdarsteller, Drehbuchautor und Produzent in Personalunion hat, zu Kopf gestiegen sei, sagt Schweiger, er "laufe nicht am Set herum und spiele den Boss". Er liebe sein Team, aber "Filmemachen ist keine Basisdemokratie. Es kann nicht 100 kreative Entscheider geben".

Die Produktionsbedingungen bei "Manta, Manta" seien schwierig gewesen, räumt Schweiger weiter ein. Er habe Stellen mit Leuten besetzen müssen, die vorher noch nie mit ihm gearbeitet hatten. Alle anderen waren bereits aufgrund anderer Produktionen vom Markt. Diese neuen Leute hätten sich offenbar "überfordert gefühlt", was er rückblickend verstehe. Auch, dass sie sich nicht wohlgefühlt hätten. "Darüber gehe ich nicht hinweg. Das ist nicht meine Art. Aber wenn du dich wie ein Diktator am Set aufspielst, dann erzeugst du Angst", gibt er sich geläutert.

Wein am Set nicht unüblich

Eine Mitarbeiterin berichtete in dem "Spiegel"-Artikel von einer Situation, in der Schweiger ihr gedroht hatte, ihr den Kopf abzureißen, wenn das Bier nicht kalt sei. Das sei ein Witz gewesen, so der Schauspieler heute. Er "haue oft Sprüche raus, ohne groß nachzudenken". Das Bier sei aber für eine Szene und nicht etwa für ihn gewesen. Allerdings habe es eine Situation gegeben, in der "ich durch meinen Alkoholkonsum nicht ich selbst war", gibt er offen zu. Das habe er in jenem Moment nicht wahrhaben wollen. Und er gesteht auch, dass er "immer schon gerne ein Glas Wein am Filmset getrunken" hat. Abgeliefert habe er aber dennoch immer. Dieses Mal habe er aber "schon mehr getrunken als zuvor, wenn ich ehrlich bin. Ich glaube, das war ein schleichender Prozess".

Til Schweiger ist es wichtig zu erklären, wie es zu der unschönen Szene am Set kam, bei dem er gegenüber einem Mitarbeiter von Constantin Film handgreiflich wurde. Die Nacht davor trank er mit alten Weggefährten, es wurde spät, doch statt danach ins Bett zu gehen, habe er noch eine Szene fertig schneiden wollen. "Dann kam der Filmriss." Den Rest wisse er nur noch aus Erzählungen, doch selbst der Chef von Constantin sagte ihm am Telefon offenbar, er sei zu betrunken, um zu drehen, was er nicht einsehen wollte. Und so gab er dem Mann, der ihn davon abhalten wollte, in diesem Zustand das Set zu betreten, eine Ohrfeige. "Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme und für die ich allein verantwortlich bin." Es habe sich aber um einen Einzelfall gehandelt, so Schweiger.

Freunde und Familie schon lange besorgt

Allerdings gab es im Laufe der Jahre wohl immer wieder Gespräche über seinen Alkoholkonsum - mit der Familie und mit Freunden. "Sie machten sich Sorgen, dass ich zu viel trinke. Ich habe das nie von mir gewiesen." Und er habe immer versprochen, das Thema anzugehen, schließlich hatte er seinen ersten Filmriss bereits mit 31 auf einem Geburtstag von Bernd Eichinger.

Den "Spiegel"-Artikel bezeichnet Schweiger im Nachhinein als "perfide". "Da sollte meines Erachtens subtil der Eindruck erweckt werden, dass ich und Harvey Weinstein aus demselben Holz geschnitzt seien. Weinstein ist ein überführter mehrfacher Vergewaltiger. Und er hat im Übrigen auch einige Karrieren zerstört." Er hingegen habe "sehr viele Karrieren gefördert". Er werfe sich aber vor, "zu viel Wein getrunken" und sich "im alkoholbedingten Zustand einigen Menschen gegenüber beschissen benommen" zu haben, weshalb er sich jetzt Hilfe gesucht hat.

"Das war unerträglich"

Mehr zum Thema

Dafür den finalen Anstoß gab ihm das eingangs erwähnte Instagram-Video, gedreht auf seiner Finca auf Mallorca. "Als ich mich da gesehen habe, in diesem Zustand des absoluten Kontrollverlustes: Das war unerträglich." Freunde sollen noch versucht habe, ihn zu bremsen, um das Video zu verhindern, doch ohne Erfolg. Ein Alkoholiker sei er aber nicht, wie ihm sein Arzt erklärte. "Ein Alkoholiker ist ein Mensch, dessen Alltag von dem starken Drang, Alkohol zu konsumieren, bestimmt wird. Außerdem rebelliert sein Körper, wenn er mit dem Trinken aufhört. Das sind die Entzugserscheinungen mit Schwitzen, Zittern, Schlaflosigkeit, Angstzuständen und im schlimmsten Fall mit Delirium und Krampfanfall. Ich hatte nicht die Spur solcher Symptome. Wir arbeiten daran, dass ich nicht mehr die Kontrolle verliere. Das klappt seit einem halben Jahr super, trotzdem muss ich vorsichtig sein."

Gänzlich auf Alkohol zu verzichten, ist aber wohl keine Option. Sein Arzt sei "voller Zuversicht, dass ich zur Selbstbestimmung finde und das gesunde Maß einhalte. Konkret heißt das: Nach zwei Gläsern ist Schluss." Ihm fehle nichts, beteuert er dann noch.

Adblock test (Why?)

Artikel von & Weiterlesen ( Erstes Interview nach Vorwürfen: Til Schweiger: "Es war ein schleichender Prozess" - n-tv.de - n-tv NACHRICHTEN )
https://ift.tt/T9G3mEa
Unterhaltung

Bagikan Berita Ini

Related Posts :

0 Response to "Erstes Interview nach Vorwürfen: Til Schweiger: "Es war ein schleichender Prozess" - n-tv.de - n-tv NACHRICHTEN"

Post a Comment

Powered by Blogger.