Search

Odenthal-Tatort „Gold“ – Mord aus Habgier, geschmackvoll in Szene gesetzt - fr.de

Brünnhilde, äh, Melania marodiert im Hotel. Foto: Benoît Linder/SWR

Die Gierigen: Der Tatort „Gold“ aus Ludwigshafen macht sich ein Späßchen mit Richard Wagner, aber aufs Ganze will er nicht gehen.

Mit Raub, Mord, Raubmord, versuchtem Mord, Anstiftung zum Mord, Totschlag, Anstiftung zum Totschlag, Vergewaltigung, Zwangsverheiratung, gefährlicher Körperverletzung durch Verabreichen mehrerer Sorten von K.O.-Tropfen, Geiselnahme, Entführung, Versklavung, Erpressung, Diskriminierung, Rassismus, Betrug, Vertragsbruch, Meineid, Nötigung sowie Brandstiftung, außerdem alten Rechnungen, Erbschaftsangelegenheiten, Familienstreitereien, Ehebruch und Inzest bietet Richard Wagners vierteilige Oper „Der Ring des Nibelungen“ reichlich Stoff für einen Krimi. Vor diesem Hintergrund fällt die Ludwigshafener Tatort-Folge „Gold“ relativ bescheiden aus.

Odenthal-Tatort: Gier nach Gold im Ersten

Fred Breinersdorfer und Katja Röder, die das Buch geschrieben haben, greifen sich im ARD-Krimi vor allem die in der Tat wesentliche Gier nach Gold heraus, das dem ersten Tatort der Saison auch den Namen gab. Ansonsten geizen sie nicht mit Anspielungen, aber mehr auf der phänotypischen Ebene: eine Katze namens Sieglinde, eine Schäferhündin namens Freia, und der Freund der wichtigen Zeugin hört eine Hardrock-Version des Walkürenritts, und das ist so ein Moment, in dem man sich fragt, ob die verblüffend lange Szene nicht doch vor allem dem Einbau dieser Musik dient.

Zwei der schönsten Dinge auf Erden: „Ring“ und ARD-Sonntagabendkrimi

André Eisermann singt im Odenthal-Tatort als Hotelier gar nicht so übel Wotans Abschied, und die Kinder von Frau Stern, Lisa Bitter, wirken als Rheintöchter in einer „Ring“-Kammeraufführung im Königlichen Kurtheater in Wildbad mit, wo Frau Keller, Annalena Schmidt, souffliert. Derweil schwimmt – auch wenn oder gerade weil es aus dem Off gerade um den starken Helden Siegfried geht – Frau Odenthal, Ulrike Folkerts, sehnig ihre Bahnen und wirft dem friedfertigen Mann am Beckenrand ein Gummiringlein zu, neckisch mit Antäuschung. Alles könnte so friedlich sein. Für den ersten Teil, „Rheingold“, färbt sich das Wasser gleichwohl schon einmal blutrot. Es bereitet große Freude, wenn zwei der schönsten Dinge auf Erden, der „Ring“ und der Sonntagabendkrimi, sich zusammentun. Aber das dramaturgische Gerüst lässt sich dann doch eher lose darauf ein.

Odenthal-Tatort „Gold“: Die Besetzung

Name Rolle
Ulrike Folkerts Lena Odenthal
Lisa Bitter Johanna Stern
Peter Espeloer Peter Becker
Annalena Schmidt Edith Keller
Heino Ferch Dr. Albrecht Dürr
Ulrike C. Tscharre Susanne Bartholomae
Hendrik Heutmann Hagen Reuschlin
Karin Hennemann Hilde Wolter
Marie Bonnet Marie Bernard
Pheline Roggan Melania Wolter
Jo Jung Helmuth Roth
André Eisermann Rene Schalles

Mord aus Habgier im Odenthal-Tatort

Ein Goldschatz ist aufgetaucht, lange weiß man nicht genau, wo, antike Münzen und Schmuckstücke flottieren jedoch in erst kleiner, dann größerer Stückzahl, führen vor unser aller Augen zu einem Mord aus Habgier und locken in der Ermittlerin Stern Begehrlichkeiten hervor, die ihr bisher nicht zuzutrauen waren. Hat sie eben einen Ring stibitzt? Weiß sie, was sie da tut? Während Frau Stern eher intuitiv handelt – hierin eine wahre „Ring“-Figur –, hat der prächtige Heino Ferch als Archäologe des Nibelungenmuseums in Worms eine kommentierende oder sagen wir besser: raunende Funktion.

Die Begeisterung der Johanna Stern für Goldenes garniert er mit dem Hinweis auf den bekanntlich mit Gründen verfluchten Ring, aber auch hier wird „Ring“-Freunden und -Freundinnen etwas mehr versprochen, als dann gehalten wird. Andererseits gibt sie den Ring freiwillig zurück – ganz am Ende, das trotz eines Brandes – kein Welten-, aber Hüttenbrand – lupenrein gut ist.

Im ARD-Krimi auf Schatzsuche begeben

Wer aber mag Heino Ferch sein? Albrecht lautet der Vorname des Museumsmannes, da ist es zu Alberich nicht weit – ein sowohl dem Tatort- als auch dem Wagner-Publikum wohlvertrauter Name –, und in der Tat zieht er mit einem Assistenten namens Emil auf Schatzsuche aus. Emil, durchaus von Albrecht geknechtet, dürfte der unauffälligste Name sein, der buchstabenmäßig Mime nahe kommt, außerdem sieht Emil aus wie Christian Thielemann. Ein bisschen. Die eingangs des Odenthal-Tators dramatisch zu Brünnhilde-Schlussgesangs-Pop verscharrte Leiche ist ein Mittelalterfan. Aus dem Erdhügel im tiefen, tiefen Wald ragt bald eine beringte Hand heraus.

Zur Sendung

„Tatort: Gold“, ARD, So., 3. September 2023, 20.15 Uhr.

Buch: Fred Breinersdorfer, Katja Röder

Regie: Esther Wenger

Wie bei Siegfrieds Leiche, könnte man sagen, nur hat der arme Mann ansonsten wenig mit ihm gemein. Interessant aber: Seine Freundin, Pheline Roggan, hat er verlassen, und die Ex marodiert nun mit einem Schwert (nur Sachbeschädigung) und lässt sich auch darüber hinaus gehen. Sollte das Brünnhilde sein? Und ist die ebenfalls merkwürdig in all das verwickelte Winzerin, Ulrike C. Tscharre, vielleicht Gutrune, die mit einem undramatischen Staatsanwalt namens Hagen, Hendrik Heutmann, in engerem Kontakt steht, als es sich für eine soeben erst verwitwete Frau gehört? Aber wer wäre die elegante Juwelierin, Marie Bonnet, die Gold mit bezaubernder Selbstverständlichkeit über Leben setzt?

Denn während unsereiner spekuliert und Wagner-Spuren sucht, geht es doch nur um Habgier allüberall. Von Esther Wenger im ARD-Tatort sehr geschmackvoll und ambitioniert in Szene gesetzt, aber dann auch einfach gruselig gestrickt wie ein Inspector-Barnaby-Krimi. Die Musik von Robert Schulte- Hemming und Jens Langbein enthält Spuren von Wagner, zur kessen Filmmusik aufbereitet.

Adblock test (Why?)

Artikel von & Weiterlesen ( Odenthal-Tatort „Gold“ – Mord aus Habgier, geschmackvoll in Szene gesetzt - fr.de )
https://ift.tt/8o37uI4
Unterhaltung

Bagikan Berita Ini

0 Response to "Odenthal-Tatort „Gold“ – Mord aus Habgier, geschmackvoll in Szene gesetzt - fr.de"

Post a Comment

Powered by Blogger.