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Leichtathletik-WM: Noah Lyles sprintet zu Gold über 100 Meter - Süddeutsche Zeitung - SZ.de

Gerade waren sie alle ins Ziel geprescht in diesem Finale über 100 Meter der Männer, acht menschliche Kanonenkugeln, da musste Noah Lyles ein wenig von seinem Skript abweichen. Der Amerikaner wäre bestimmt gerne sogleich wie ein Flummi durchs Ziel gefedert, hätte imaginäre Kugeln verschossen wie die Helden aus seiner geliebten Anime-Serie - so wie man als Weltmeister in der Hinguckerdisziplin der Leichtathletik eben sein Profil schärft. Aber bis es so weit war, starrte Lyles noch ein paar Mal sehr ernst auf die Anzeigetafel, es gab da noch eine Kleinigkeit zu klären.

Hatte er überhaupt gewonnen?

Es war der passende Tusch an diesem zweiten WM-Tag in Budapest, an dem sich alles erfüllt hatte, was man sich von diesem Wettstreit versprochen hatte - wenn auch auf etwas andere Art. Lyles war schon im Halbfinale am Abend kurz vor dem Ziel in einen federnden Jubelschritt ausgebrochen, danach noch rund 50 Meter weitergesprintet, soweit schien ihn das Kissen der Euphorie zu tragen. 9,87 Sekunden, dafür wurden in grauer Vorzeit im Finale schon mal die Hautpreise ausgehändigt. Kurz darauf legte Landsmann Christian Coleman 9,88 Sekunden nach, und jetzt kam ja erst ihr mutmaßlich größter Rivale: Fred Kerley, der Titelverteidiger, der Lyles' Prophezeiung, er werde das Finale in 9,65 Sekunden gewinnen, mit dem Hinweis gekontert hatte, das Urheberrecht auf solche Zeiten noch immer ihm gehöre.

"Das sagen alle, bis sie geschlagen werden", hatte Lyles gekontert. Hach, endlich mal wieder ein bisschen trash talk! Aber das hätte dann wohl auch Lyles nie gedacht: dass Kerley schon im Halbfinale stranden würde, ratlos und in 10,02 Sekunden. Er sagte: "Ich hatte einfach ein furchtbares Rennen."

Langweilig wurde Lyles im Finale trotzdem nicht. Er lag, nachdem er wie gehabt ins Stadion hineingefedert war, erst zurück, aber die ersten Meter sind noch immer nicht die Stärke des 26-Jährigen, der seinen Ruhm in den vergangenen Jahren über die 200 Meter gemehrt hatte, unter anderem mit zwei WM-Titeln. Nach rund 60 Metern hatte er sie fast geschnappt, nun würde er gewiss seinen formidablen Endspurt entfesseln - aber so leicht ließen sie ihn dann doch nicht ziehen, allen voran Letsile Tebogo aus Botswana (Zweiter in 9,88 Sekunden) und Zharnel Hughes (Dritter/9,88). Lyles streckte sich, zitterte - aber nachdem sein Triumph amtlich war in 9,83 Sekunden, war für ausgiebiges Herumhüpfen noch genug Zeit.

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