Mit großen Hoffnungen ist Lennard Kämna beim Giro d'Italia, am harten Schlussanstieg der achten Etappe aber muss der Deutsche abreißen lassen. Die Attacke der Topfavoriten kann er nur kurzzeitig mitgehen. Der Tagessieg geht dank einer tollen Solofahrt an Ben Healy.
Lennard Kämna bleibt beim 106. Giro d'Italia auch nach der zweiten Bergankunft in Lauerstellung. Der deutsche Zeitfahrmeister, bei der zweitgrößten Rundfahrt nach der Tour de France mit Ambitionen auf das Gesamtklassement gestartet, kam auf der achten Etappe nach 207 Kilometern von Terni nach Fossombrone nur wenige Sekunden nach den Topfavoriten Primoz Roglic (Slowenien) und Remco Evenepoel (Belgien) ins Ziel.
Am kurzen, aber bis zu 19 Prozent steilen Hügel I Cappuccini etwa sechs Kilometer vor dem Ziel attackierte Roglic. Kämna folgte erst, wurde dann jedoch durchgereicht. Weltmeister Evenepoel hatte Roglic dagegen fast erreicht, zeigte dann jedoch seine erste Schwäche beim diesjährigen Giro. Der 23-Jährige verlor am Ende 14 Sekunden auf Roglic.
In der Gesamtwertung liegt der Bremer auf Platz zehn, 1:54 Minuten hinter Spitzenreiter Andreas Leknessund aus Norwegen. Evenepoel ist mit acht Sekunden Rückstand Zweiter, Roglic weitere 30 Sekunden zurück Dritter. Den Tagessieg in Fossombrone sicherte sich der irische Klassikerspezialist Ben Healy, der 50 Kilometer vor dem Ziel aus einer Spitzengruppe heraus angegriffen hatte.
"Ich bin selber ein bisschen overexcited (zu enthusiastisch, d. Red.) auf den letzten zehn Kilometern gewesen, weil ich mich echt gut gefühlt habe und bin zu schnell in den Berg reingefahren. Ich dachte, heute wird ein guter Tag für mich, am Ende habe ich leider Tribut gezollt und Zeit verloren, anstatt welche zu gewinnen", sagte Kämna. Er sei trotzdem "happy mit der Form" und es sei noch lange Zeit.
Zeitfahrweltmeister muss aussteigen
Der Tagessieg ging nach fulminanter Solo-Fahrt an Healy (EF Education-EasyPost) vor Derek Gee aus Kanada (Israel-Premier Tech) und dem Italiener Filippo Zana vom Team Jayco AlUla. Healy ist in dieser Saison in überragender Frühform und galt bereits vor dem Start als ein möglicher Etappensieger. "Ich wollte alleine fahren und hatte gute Beine. Das ist ein guter Tag", sagte Healy nach dem Rennen: "Ich hatte bis hierhin schon einen super Saisonverlauf, aber hier zu gewinnen, ist einfach verrückt."
Die erste Etappenphase war durch ein hohes Tempo und viele Angriffe gekennzeichnet, immer wieder brachen kleine Fluchtgruppen aus. Auch der Gesamtführende Leknessund (Team DSM) versuchte kurzzeitig, dem Peloton davonzufahren, blieb jedoch ohne Erfolg. Erst nach gut 80 Kilometern konnte sich eine Gruppe vor dem Feld etablieren, aus dieser heraus fuhr Healy bei der ersten Überfahrt über den I Cappuccini dem Feld davon.
Bereits vor dem Start zur achten Etappe musste der Italiener Filippo Ganna das Rennen verlassen. Der zweimalige Zeitfahrweltmeister vom Spitzenteam Ineos Grenadiers wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Nach Clement Russo (Arkea-Samsic), Nicola Conci (Alpecin-Deceuninck) und Giovanni Aleotti (Bora-hansgrohe) ist Ganna der vierte Covid-Fall beim diesjährigen Giro. Auch Florian Stork (Team DSM), am Freitag noch wichtiger Berghelfer für Leknessund, gab am Samstag auf.
Am Sonntag steht das zweite Einzelzeitfahren der Rundfahrt an. Die 35 komplett flachen Kilometer von Savignano sul Rubicone nach Cesena dürften Auftaktsieger Evenepoel die optimale Gelegenheit bieten, das Rosa Trikot zurückzuerobern. Am Montag folgt dann der erste Ruhetag.
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