Trotz Pandemie wurde die Berlinale am Donnerstagabend eröffnet. Hunderte Gäste kamen am Potsdamer Platz zusammen, um den Film »Peter von Kant« des französischen Regisseurs François Ozon zu sehen. Bei der Eröffnung gab es gleich die erste Panne: Mitten in der Vorführung von »Peter von Kant« stürzte der Server ab, der Film blieb mehrere Minuten unterbrochen. Zu den Galagästen zählten die Schauspielerinnen Iris Berben, Heike Makatsch und Maria Furtwängler. Jurypräsident ist diesmal der Regisseur M. Night Shyamalan (»The Sixth Sense«).
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, wie wichtig die Kultur für die Demokratie sei. »Ja, es ist ein Festival unter Pandemiebedingungen. Mit Einschränkungen, die man kritisieren kann. Mit Unzulänglichkeiten, die man bemängeln mag. Mit Lücken, die man bedauern muss«, sagte Roth. »Aber das wirklich, wirklich Wichtige ist doch: Die Berlinale, sie findet statt.«
Auch Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey lobte die Entscheidung, die Berlinale dieses Jahr in Präsenz stattfinden zu lassen. »Jeder Film, den wir sehen, den wir zusammen erleben dürfen, jeder Eindruck, jede Geschichte löst etwas aus«, sagte die SPD-Politikerin bei der Eröffnung. »Und ich glaube, gerade jetzt sehnen wir uns so sehr danach. Und deshalb ist es gut, dass dieses Festival in Präsenz stattfinden kann. Auch unter schwierigen Bedingungen, gerade jetzt.«
»Für jemanden wie mich ist das nichts«
Angesichts der Infektionszahlen in Deutschland war lange darum gerungen worden, wie die Berlinale organisiert werden kann. Nun sollen beim Kinobesuch Auflagen gelten. Auch bei der Eröffnung trugen Menschen Maske und saßen mit Abstand im Saal.
Isabelle Adjani, die eine der Hauptrollen in »Peter von Kant« spielt, kam gar nicht erst nach Berlin. Auch Schauspielerin Hanna Schygulla fehlt. Sie hat bereits in Fassbinders Film mitgespielt – 50 Jahre später ist sie nun in einer anderen Rolle in der Neuauflage zu sehen. Der Festivalleiter habe ihr versichert, dass alles unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen stattfinde. »Aber auch wenn die Leute die Dreifachimpfung haben, können sie übertragen. Für jemanden wie mich ist das nichts«, sagte Schygulla der »Berliner Zeitung«.
Eröffnung der Berlinale 2022
Meret Becker: Verschiedenheit von Menschen würdigen
Andere nahmen trotz Pandemie an der Eröffnung Teil: Zu Beginn des Abends trat Schauspielerin Meret Becker in einem weißen Rüschenkleid vors Publikum – und begrüßte die »wunderschönen Menschen« in Berlin und an den Bildschirmen. Sie rief dazu auf, die Einzigartigkeit und Verschiedenheit von Menschen zu würdigen, deren Perspektiven, Visionen, Bedürfnisse und das voneinander Lernen. Sie seien dort, um diesen Reichtum zu feiern. »Scheiß doch aufs Geld, Alter.«
Schauspielerin Sibel Kekilli (»Gegen die Wand«) sagte, Filme hätten eine unglaubliche Wirkmacht. »Warum sonst könnte ein einfacher Film, eine Geschichte, ein Künstler manchen Menschen, Mächten, Kulturen und Politikern so viel Angst einjagen, dass der Film verboten, der Künstler verfolgt oder sogar getötet wird?«
Kurz vor Beginn der Berlinale hat die Festivaljury die Bedeutung der großen Leinwand und des Films insgesamt hervorgehoben. »Kino ist so wichtig«, sagte Jurypräsident M. Night Shyamalan. »Wir sitzen alle hier, weil wir das Kino sehr lieben«, sagte die deutsche Filmemacherin Anne Zohra Berrached (»24 Wochen«). Der französisch-tunesische Produzent Saïd Ben Saïd verglich das Filmerlebnis bei der Pressekonferenz am Donnerstag mit einer Religion: »Wir sind zurück in der Kirche.«
Kinobesuche mit 2G-Plus-Regel
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. In den nächsten Tagen werden nun viele neue Filme gezeigt. In den Kinos soll auch dann nur jeder zweite Platz besetzt werden. Zudem gilt die 2G-plus-Regel: Zutritt haben also nur Menschen, die bereits gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Wer noch keine Boosterimpfung bekommen hat, benötigt außerdem einen Test. Die Auszeichnungen werden in diesem Jahr früher verliehen als üblich – bereits am Mittwoch (16. Februar) soll die Jury ihre Entscheidungen bekannt geben. Danach sind mehrere Publikumstage geplant. Die Filmfestspiele enden am 20. Februar.
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