ARD-Sonntagskrimi: Der München-»Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL
Dieses Rotkäppchen ist auf Randale gepolt: Nina Proll trickst und trinkt sich als Glücksjägerin durch den Münchner Fasching und hat bald einen Mordverdacht an der Backe. Bissl überladen, dieser »Tatort«.
Kommissar Batic (Miroslav Nemec) mit dem besoffenen Rotkäppchen (Nina Proll): »Was macht's denn ihr während der Wies'n?«
Foto: Peter Nix / BR
Das Szenario:
Hangover an der Isar. Kommissar Batic (Miroslav Nemec) schleppt im fadenscheinigen Pilotenfummel lustige Damen aus der Provinz ab, die er dann beim Kollegen Leitmayr (Udo Wachtveitl) einquartiert. Zwischen Kater-Kaffee und Knitterkonversation müssen die beiden einem ominösen Rotkäppchen hinterherjagen, das in einen Todesfall verwickelt ist, der mehr als ein tragischer Faschings-Kollateralschaden zu sein scheint.
Der Clou:
Dieses Rotkäppchen ist auf Randale gepolt. Nina Proll (»Vorstadtweiber«) verkörpert in diesem überwiegend in den ungemütlicheren Morgenstunden angesiedelten Faschings-Krimi eine unerbittliche Optimistin, die zwischen verschmierten Tresen und zertretenen Luftschlangen nach dem großen, völlig unwahrscheinlichen Glück sucht. Proll spielt grantig wie eh und je, aber die in der zweiten Hälfte dazugedichtete Krimigeschichte um Gold aus Südafrika und Gangster aus Holland ist überdimensioniert für das Loser-Drama.
Das Bild:
»Der Wurststar«. In der Wohnung, aus der die Glücksjägerin gerade herausgeschmissen wurde, stapeln sich noch Kartons mit ihrer letzten Geschäftsidee: Eine rätselhafte Wurst-Zubereitungs- oder Serviervorrichtung, die sie – kleiner Gruß von der ARD an die private Konkurrenz – in der Start-up-Show »Höhle der Löwen« vorstellen wollte. Doch offensichtlich glaubte bei Vox niemand an die Markttauglichkeit dieser Erfindung.
Die Kommissare am Tatort: Epische Kopfschmerzen, schmale Krimihandlung.
Foto: Peter Nix / BR
Der Dialog:
Die Ermittler haben das gesuchte, sturzbetrunkene Rotkäppchen in eine Ausnüchterungszelle gesteckt. Am nächsten Morgen will die Frau nur noch weg.
Kommissar Batic: »Frau Weinzierl, bleiben Sie doch bitte!«
Frau Weinzierl: »Na, mir reicht's. Wo san wir denn – Leut' einsperren, weil sie beim Fasching betrunken sind. Was macht's denn ihr während der Wiesn?«
Der Song:
»Hello« von Lionel Richie. Der Wiedersehens-Song perlt über den ranzigen Tanzboden einer Gaststätte, in der schon drei Tage Faschingsbetrieb ist. Die erfolglose Entrepreneurin hat das rote Käppchen mit einem goldenen Prinzessinnenkleid getauscht, um einen Verehrer aus Jugendtagen zu bezirzen. Auch dieser Rettungsversuch geht nur so halb auf.
Die Bewertung:
4 von 10 Punkten. Epische Kopfschmerzen, schmale Krimihandlung. Trotz einiger eleganter Absturzszenen verrennt sich dieser »Tatort« am Ende in einen halbgaren Plot. Wer in diesen trüben Tagen die Ausgelassenheit des Faschings vermisst, erhält hier nur ein sehr bescheidenes Ersatzangebot.
0 Response to "ARD-Sonntagskrimi: Der München-»Tatort« im Schnellcheck - DER SPIEGEL"
Post a Comment