Vor zwei Jahren erschien mit Control eines der visuell beeindruckendsten Spiele der letzten Jahre. Überraschenderweise steht der Titel aber nicht allein für sich, sondern beschäftigt sich auch mit dem früheren Remedy-Titel Alan Wake. Wir erhielten sogar einen kleinen Vorgeschmack, wie der Titelcharakter mit moderner Grafik aussehen würde. Dabei sollte es nicht bleiben - mit Alan Wake Remastered erscheint nun eine aufgehübschte Variante des Horror-Klassikers, die sich nicht hinter aktuellen Titeln verstecken muss.
In unserem Technik-Check betrachten wir den Titel unter folgenden Gesichtspunkten:
- Lichtstimmung
- Texturqualität und Charaktermodelle
- Klassische Effekte
- Animationen
- Framerate und Auflösung
- Gameplay-Änderungen
Erstmals für PlayStation
Als Publisher von Alan Wake fungierte ursprünglich Microsoft, bisher kamen also ausschließlich Xbox- und PC-Spieler*innen in den Genuss des Horror-Titels. Pünktlich zum Release von Control gab Remedy Entertainment jedoch bekannt, dass das Studio sämtliche Markenrechte an Alan Wake zurückerlangen konnte. Folglich profitieren alle Plattformen von der Neuveröffentlichung, PlayStation-Fans wird der perfekte Einstieg in die geheimnisvollen Geschehnisse von Bright Falls geboten.
Info zum Inhalt: Die beiden Zusatzepisoden „The Signal“ und „The Writer“ sind selbstverständlich ebenfalls in überarbeiteter Form enthalten!
Lichtstimmung
Die auffälligste Stärke von Alan Wake ist das Spiel mit Licht und Schatten. Statische Lichter wurden seinerzeit mit hoher Präzision vorberechnet, die Entwickler*innen konnten das Resultat genau kontrollieren. Dementsprechend viel Tiefe bieten die authentischen Umgebungen von Alan Wake auch heute noch.
Im Remaster wird dasselbe Prinzip verwendet, die Beleuchtung kommt aber deutlich besser zur Geltung, da der Unschärfe-Filter des Originals wegfällt und viel mehr Lichtquellen einbezogen werden. Die charakteristischen Nebelschwaden wurden ebenfalls deutlich verfeinert, sie kaschieren nun nicht mehr die geringe Render-Distanz des Originals, sondern legen sich sanft über die Kulisse.
Lichtstrahlen erhalten mehr Volumen: Vor allem in hellen Abschnitten werden auf vielfältige Art und Weise sogenannte "God Rays", also Lichtstrahlen, die viel Raum einnehmen und scheinbar auf Partikel in der Luft treffen, eingesetzt.
Zudem erweitert das Remaster visuelle Highlights um moderne Techniken und hebt Einschränkungen auf:
Störende Lichtanpassungen
Alan Wake Remastered passt die Umgebungshelligkeit dynamisch anhand der Position des Protagonisten an. Der Titel verwendet das Feature leider sehr aggressiv, bewegen wir uns von einem schattierten in einen hell ausgeleuchteten Bereich, etwa an einem Fenster, flackert das Bild unangenehm auf. Vor allem in Innenräumen sorgt der Lichtkegel der Taschenlampe für durchgängige Helligkeitsschwankungen. Solltet ihr unter Fotosensibilität leiden, könnte euch Alan Wake Remastered vor Probleme stellen.
Texturqualität und Charaktermodelle
Der Qualitätsvorsprung der Texturen des Remasters lässt sich kaum in Worte fassen. Sämtliche Assets wurden generalüberholt und wirken unglaublich plastisch. Remedy bewies schon immer ein feines Händchen bei der Erstellung seiner Spielwelten, Alan Wake Remastered könnte jedoch problemlos mit dem Gros heutiger AAA-Produktionen mithalten. Und das zum Budget-Preis!
Von den überarbeiteten Texturen profitiert aber nicht nur die Spielwelt, auch die Charaktermodelle haben ein ordentliches Upgrade erhalten, allen voran unser mürrischer Titelcharakter.
Damit die besseren Texturen auch zur Geltung kommen, wurden etliche Objekte des Spiels komplett überarbeitet oder durch komplexere Varianten ausgetauscht.
Klassische Effekte
Als Kind seiner Zeit verwendete Alan Wake eine Vielzahl einst weit verbreiteter Effekte, die exemplarisch für die damalige Epoche stehen und noch immer gut aussehen. Remedy behielt diese glüßcklicherweise bei und konzentrierte sich ausschließlich auf Feintuning.
Unterschiede beim Motion Blur: Das Original von 2010 fühlt sich dank einer solide implementierten Bewegungsunschärfe noch immer sehr flüssig an. Die verwendete Lösung sorgt allerdings auch für leichtes Ghosting, das im Remaster aufgrund des Schärfegewinns deutlicher hervorsticht. Beim Spielen sind mir diese Artefakte allerdings nicht aufgefallen, sondern erst bei der Durchsicht meines Materials. Auffälliger ist hingegen die scharfe Kontur um Alan herum, welche durch die temporale Kantenglättung des Spiels hervorgerufen wird.
Wollt ihr lieber auf den Unschärfeeffekt und die Kontur verzichten, lässt sich Motion Blur im Remaster endlich deaktivieren. Einziger Nachteil: Albtraum-Sequenzen sind an diese Einstellung gekoppelt, es geht also ordentlich Atmosphäre flöten.
Animationen
Während die Spielumgebung aktuellen Standards entspricht, verweilen sowohl Mimik als auch Gestik der Charaktere in der vorherigen Dekade. Zwar wurden den Figuren in den vielzähligen Zwischensequenzen neue Gesichtsanimationen spendiert, zeitgemäß sind sie aber längst nicht.
Framerate und Auflösung
Auf der PS4 macht Alan Wake Remastered eine sehr gute Figur, ich kann keine grafischen Abstriche feststellen. 30 fps werden stabil gehalten, ich habe immer die volle Full-HD-Auflösung gemessen. Die neue Konsolengeneration enttäuscht hingegen etwas, Screenshot-Proben ergeben bei der PS5 eine interne Auflösung von 1440p, also kein natives 4K. Dafür ist die Framerate höher, 60 fps werden weitgehend gehalten. Einzig in aufwendigen Szenen mit hoher Sichtweite konnte ich ausgelassene Bilder messen, die Spielbarkeit litt darunter aber nicht, da sich Kämpfe auf kleine Areale beschränken.
Gameplay-Änderungen
Alan Wake Remastered versteht sich als originalgetreue Neuauflage. Remedy hält sich daher mit Änderungen am grundsätzliche Spieldesign zurück. Die Mischung aus narrativ getriebenem Adventure, Third-Person-Geballer und zeitlich gut abgepassten Ausweichmanövern funktioniert auch heute noch prächtig, ich bin daher froh über die Entscheidung. Dennoch stieß ich auf ein paar Details, an denen die Entwickler*innen ein wenig einlenken:
- Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad (im Original noch als "Schwer" deklariert) erhielt ich deutlich mehr Munition für die sehr starke Leuchtpistole
- Die Leuchtpistole brennt im Gegenzug minimal schneller aus, übernimmt also mehr die Funktion einer Granate
- Wir können Gegner weiterhin stufenweise mit der Taschenlampe anvisieren, die Übergänge sind aber präziser abgestimmt
Weitere Vor- und Nachteile der PS5-Version:
Einige Features des DualSense-Controllers kommen bei Alan Wake Remastered zum Einsatz. Das haptische Feedback ließ mich Schüsse kräftig spüren, wird der Abzug betätigt, suggeriert ein leichter Widerstand die Nutzung eines echten Revolvers. Die Verwendung der adaptiven Trigger empfand ich in hektischen Situationen aber als störend, ausschalten lässt sich die Funktion nicht.
Mit der Implementierung von 3D-Audio bin ich ebenfalls ein wenig unzufrieden. Ich konnte direkt raushören, dass weiterhin der originale Mix als Basis dient und neu von der PS5 abgemischt wird. Bässe dröhnen in der Folge sehr aufdringlich, Sprecherstimmen sind häufig nur noch gedämpft wahrnehmbar. Mir gefällt das Original dagegen deutlich besser, da auch der dreidimensionale Effekt von 3D-Audio kaum wirken konnte.
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