Für Freunde des enthemmten verbalen Scharmützels ist Folge zwei von "Promis unter Palmen" eine öde Geschichte: keine Verbalinjurien, kein saftiges Schimpfwort in 120 Sendeminuten. Da fiel viel der von Sat.1 nach dem Pöbel-Prinz-Skandal gewählten Selbstzensur zum Opfer, denn eigentlich hätten es 30 mehr sein sollen. Trotzdem muss jemand gehen.
Da waren's nur noch elf. Skandal-Prinz Marcus von Anhalt, letzte Woche erst entgleist und dann ausgeschieden, teilt jetzt das Wendler-Schicksal. Der wurde von RTL aus fertigen DSDS-Folgen rausgepixelt. Von Anhalt kommt nun in keinem einzigen Dialog der Luxuscamper vor. Als wäre er nie dabei gewesen. Was natürlich die beste Idee überhaupt gewesen wäre.
Bringt das erste Spiel endlich einen Aufreger? Die Promis (Foto: Melanie Müller) müssen in ulkigen Kostümen den Headbanger und mit dem Kopf "Hau den Lukas" spielen. Wer in drei Minuten die meisten Bälle versenkt, gewinnt. Brisant: Die beste Frau und der beste Mann werden zu Teamkapitänen ernannt und dürfen am Ende nicht rausgewählt werden.
Semi-Promis mit Brett vorm Kopf. Die Idee hat natürlich was. Wer ist das cleverste Köpfchen, wer eine hohle Nuss? Calvin Kleinen (Foto) gibt alles. Reicht aber nicht. Auch nicht für Emmy Russ. Die klopft kurz mit Holz auf Holz und stößt sich das Köpfchen, dass sie im Garten zusammenbricht. Geht aber wieder.
"Mit leerem Kopf nickt es sich leichter", sagte einst der jugoslawische Schriftsteller Zarko Petan (1929-2014). Spricht das für das Reality-Urgestein Willi Herren? Der sieht seine Chancen als sehr gut und legt los, ohne Rücksicht auf eigene Verluste. Haut sich die Nase blau, dass sie aussieht, wie die von Clavin Kleinen nach dem abendlichen Gelage.
Patricia Blanco sieht so wild und entschlossen aus wie Tina Turner als "Aunt Entity" im Showdown gegen Mel Gibson in "Mad Max 3" und hat letztlich auch ähnlichen Erfolg: keinen. Beste Frau wird Melanie Müller. Der erfolgreichste Mann ist Katy Bähm. Der frisch gebackene Kapitän spürt Kälte in der Hitze. "Sie gönnen es mir nicht. Sie zicken mich an."
Ein Schelm, der Böses über Willi Herren denkt. Aber er, der selbsterklärte Wahrer von Ehrlichkeit und Teamgeist, stichelt bei allen über "die falsche Schlange Katy". Während andere noch rätseln, wem sie vertrauen können und wem nicht, ist Willi einen Schritt weiter: "Katy tut alles, um zu gewinnen, und ich glaub, der geht auch über Leichen."
Nur Giulia Siegel (rechts) sieht in Katy Bähm nur das Gute. Oder sie guckt nicht richtig hin. Während Willi die naive Emmy bearbeitet ("Der mag dich nicht!") und bei seinen "Bros" Chris Töpperwien und Calvin Kleinen ("Ich krieg das voll mit, wie die sich alle anlügen") stichelt, hält sich Giulia raus. Willi frustriert: "Du kapierst es nicht, oder?"
Nicht kapieren, das gilt auch für das Strandspiel "Baby Baby Balla Balla". Melanie Müller und ihr Team - Henrik Stoltenberg, Elena Miras, Chris Töpperwien, Kate Merlan (Bild) und Emmy Russ - müssen mit Bällen fremde Figürchen umwerfen und gleichzeitig eigene gefallene wieder aufrichten. Klingt nicht komisch? Ist's auch nicht.
Melanie Müller, Anführerin von "Team Gelb", macht sich wenig Illusionen: "Willi mit seiner Plauze, Giulia hat immer irgendein Wehwehchen, Calvin kann nicht werfen und Patricia macht nix", analysiert sie. Fazit: "Ich bin am Ar..." Sie scheint recht zu haben: Chris Töpperwien (Bild) sorgt für den ersten Punkt für die Konkurrenz. Dabei bleibt's nicht.
"Team Orange" (Bild: Henrik Stoltenberg) setzt sich weiter ab. Die Kämpfer geben alles - Giulia sogar ihr Blut. Nach einem Cut im großen Zeh sickert es in den Sand. Aber das ist gar nix gegen die Verletzung von Elena Miras! "Bei mir ist was gerissen", greint sie und wird im Aduktorenbereich getapt. Melanie spöttisch: "Die hat sich die Mumu gezerrt."
Meine Herren! Lästern kann er, der Herren, aber werfen und rennen nicht so. Trotzdem gewinnt er sein Duell gegen "den falschen Fuffziger Katy", weil dem ein Regelverstoß unterläuft. Riesengeschrei auf allen Seiten. Melanie Müller ("Was soll der Kinderfasching?") kann's nicht mehr hören. Sie trägt die 1:5-Pleite mit Fassung.
Der Sieg für "Team Katy" hat Folgen. Loser-Kapitän Melanie, muss zwei Kandidaten aus dem eigenen Team auf die Abschussliste setzen, die Mitglieder des Gewinnerteams entscheiden dann, wer wirklich gehen muss. Melanie Müller nominiert Patricia Blanco ("Die ist langweilig!") und Calvin Kleinen ("Wär geil, wenn er fliegt!").
Mucki-Mann Calvin hat 'nen kleinen Bammel. "Ich hab Schiss, das könnt in die Hose gehen." Er bibbert still, in Patricia dagegen brodelt es. Sie ist fassungslos und enttäuscht. Für sie ist die Sache eindeutig: "Das wird ja total spannend", meint sie zynisch, "das ist doch klar, was da passiert". Katy Bähm weiß es auch: "Die ersten Masken fallen."
Am Abend der Ausschlusszeremonie geht Patricia aus sich raus. Sie hat sich auf das Trio Melanie (Foto), Willi und Giulia eingeschossen. "Die drei sind die Schlimmsten", gibt sie zu Protokoll. Melanie mufft: "Die Bitch hetzt alle Mädels auf." Patricia geht hoch: "Ich sag, was ich will. Du hast mir nix zu sagen, Frau Honecker, du bist hier nicht die Bestimmerin."
Die Stimmvergabe ist eine peinliche Farce. Alle - Emmy, Chris, Kate (Foto), Elena, Henrik und Katy - loben Patricia als "Superfrau" und erklären ihre Zuneigung. Und wählen sie dann einstimmig aus der Show! Willi Herren kann es, vor allem, weil auch Katy Bähm gegen Patricia stimmt, nicht fassen. "Leute, ist das schlecht." Wahre Worte, gelassen ausgesprochen.
Patricia Blancos Fazit fällt bitter aus. Sie meint, sie war zu unauffällig. "Ich hätt wohl Calvin Kleinen bum... müssen", meint sie in der anschließenden "Late Night Show" bei Jochen Bendel und Melissa Khalaj. "Was ich in dieser Show gesehen habe, übersteigt alles", sagt sie. "Ich habe auf Niveau und Klasse gewartet, aber da kam nichts."
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