Dass Thomas Müller den richtigen Riecher auf dem Fußballfeld besitzt, hat er bewiesen. 128 Tore und 156 Vorlagen alleine in der Bundesliga für den FC Bayern sind eine Bilanz, die zeigt, dass Müller weiß, wo er sich befinden muss, um erfolgreich zu sein. Auch am Freitagabend im Berliner Olympiastadion zeigte er wieder, dass er sich auf sein Sinnesorgan verlassen kann, selbst wenn er keinen Treffer erzielte. „Als wir den Platz zum Aufwärmen betreten haben und der Rasen schon so leicht geschmatzt hat, da hat man schon gerochen, dass es ein hart umkämpftes Spiel wird“, sagte Müller nach dem 1:0-Sieg seiner Münchner bei Hertha BSC.
Dass das Sprachbild ein wenig schief geriet, spielte keine Rolle. Jeder, der schon mal bei Schnee oder Regen einen matschigen Fußballplatz betreten hat, weiß, was Müller meinte, als er seinen Riecher ins Spiel brachte. Es war in der Tat keine leichte Aufgabe, die der Spitzenreiter beim Abstiegskandidaten in der Hauptstadt zu bewältigen hatte. In der ersten Halbzeit schneite es sich ein, bis der Rasen mehr weiß als grün war. In der Pause bekam er seine Farbe zurück, indem Helfer wie auf den Amateurplätzen der Republik ein loses Tornetz über den Platz zogen, um die liegengebliebenen Flocken zu verreiben.
Da hatten die Bayern schon den letztlich entscheidenden Treffer erzielt. Kingsley Coman ließ seinen rutschenden Gegenspieler mit einer Finte aussteigen und schoss von der Strafraumkante mit rechts. Der sich ihm entgegenwerfende Berliner Abwehrspieler Niklas Stark fälschte den Ball so ab, der sich in einem hohen Bogen über Torwart Rune Jarstein ins Tor senkte und dabei Latte und Netz von ein wenig Schnee befreite (21. Minute). „Natürlich braucht man auch etwas Spielglück“, sagte Müller bei DAZN. „In jedem Spiel können wir nicht zelebrieren. Was auffällt, ist, dass wir wieder häufiger zu null spielen.“
Lewandowski verschießt einen Elfmeter
Das ist eine Erkenntnis, die die Münchner aus Berlin mitnahmen neben der Tatsache, dass sie nach dem Spieltag, wenn die Verfolger gespielt haben, mindestens sieben Punkte vor dem Zweiten aus Leipzig stehen werden, der an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) bei Schalke 04 antritt. Nach den vielen Gegentoren vor Weihnachten und zum Start ins neue Jahr haben die Bayern ihre Abwehr stabilisiert. In den vergangenen fünf allesamt siegreichen Partien in der Bundesliga gab es nur noch zwei Treffer des Gegners. „Das liegt an unserer besseren Tiefenstaffelung“, sagte Müller fachmännisch.
In der Tat sind die Abstimmung und das Stellungsspiel in der Defensive verbessert. Trainer Hansi Flick hat es geschafft, die alte Stabilität, die vor allem bei den Partien gegen Mainz (erste Halbzeit), in Gladbach (kurz vor und nach der Pause) und beim DFB-Pokal in Kiel (immer mal wieder) verlorengegangen war, zurückzubringen. „Die erste Halbzeit war schwer zu spielen“, sagte Flick zum aufkommenden Schnee. Dazu verschoss Robert Lewandowski einen Elfmeter (11.). „Aber die Mannschaft hat es sehr gut gemacht. Wir haben das 1:0 bis zum Schluss verteidigt, daher bin ich zufrieden. Es wird ein schöner Flug.“
Doch da hatte sich der Trainer aber mal gewaltig getäuscht. Denn dieser Flug QR 7402 hob nicht wie geplant um 23.15 Uhr in Berlin ab. Um die Abreise noch am Abend zu ermöglichen, war das Spiel in Berlin sogar extra eine halbe Stunde vorverlegt worden. Das Flugzeug sollte den Tross nicht zurück nach München bringen, sondern in sechseinhalb Stunden nach Doha. Von Temperaturen rund um den Gefrierpunkt mit Niederschlag zu 24 Grad bei wolkenlosem Himmel – kein Wunder, dass die Münchner Spieler um Kapitän Manuel Neuer auf den Fotos in den sozialen Medien, die der Klub am Abend verbreitete, vor ihren Masken die Daumen hoben.
Zu diesem Zeitpunkt wussten sie aber nicht, dass ihnen eine Odyssee bevorstehen würde. Denn dem Flugzeug wurde die Starterlaubnis verweigert. Das teilten der Klub am frühen Samstagmorgen mit. Erst mit mehr als siebenstündiger Verspätung hob der Flieger schließlich ab. Dazu wurde am Morgen ein Zwischenstopp in München eingelegt, um die Crew, die die ganze Nacht wach geblieben war, zu tauschen. Erst von dort führte die Reise um 9.15 Uhr am Samstag nach Doha, wo der Flieger am Nachmittag landen soll. In Qatar geht es in zwei Spielen um den Titel der Klub-WM, die eigentlich im Dezember gespielt werden sollte, wegen der Pandemie und des engen Spielplans aber verschoben wurde.
Grund für die Probleme waren nach Angaben der „Bild“-Zeitung das Wetter und die Behörden. Demnach seien die Münchner um 22.45 Uhr am Flughafen BER gewesen. Wegen der Enteisung war der Abflug um 23.15 Uhr nicht zu halten, die Maschine sei dann aber um 23.59 Uhr bereit gewesen. Doch die Erlaubnis wurde verweigert, weil die Startzeit angeblich 30 Sekunden über der erlaubten Limit gelegen habe. Ab Mitternacht herrschte auf dem neuen Hauptstadtflughafen ein striktes Nachtflugverbot bis morgens um 5.00 Uhr.
„Wir fühlen uns von den zuständigen Stellen bei der brandenburgischen Politik total verarscht. Die Verantwortlichen wissen gar nicht, was sie unserer Mannschaft damit angetan haben“, wurde Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zitiert. Rund 80 Minuten nach der Verweigerung stand das Flugzeug auf dem Rollfeld. Im Hintergrund wurde offenbar versucht, doch noch die Erlaubnis zu erhalten. Das klappte nicht. Anschließend fuhr die Maschine zurück zum Terminal. Die Reisegesellschaft verbrachte die Nacht im Flugzeug. Erst um kurz vor 7.00 Uhr am Morgen ging es – nach München.
Das alles blieb Leon Goretzka und Javi Martinez erspart. Sie gehörten nach Corona-Infektionen nicht zum Tross. Möglicherweise werden sie nachreisen. „Wir müssen von Tag zu Tag schauen. Bei Leon sieht es besser aus, bei Javi wird es wahrscheinlich nicht reichen. Wenn es fürs erste Spiel nicht reicht, dann vielleicht fürs zweite Spiel“, sagte Flick vor dem ungeplant beschwerlichen Trip mit seinem 22-köpfigen Kader. „Wir freuen uns auf das Turnier – nach der Champions League wollen wir uns zum Abschluss auch hier die Krone aufsetzen“, gab Müller die Marschroute vor.
Die Bayern nehmen, um unter Flick den sechsten Titel zu gewinnen, ganz schöne Strapazen auf sich, die durch die verzögerte Anreise noch viel größer wurden. Schon am Montag (19.00 Uhr MEZ bei DAZN) treffen sie im Halbfinale auf Al Ahly SC aus Ägypten. Am Donnerstag (19.00 Uhr MEZ) wird das Endspiel ausgetragen; an die Teilnahme am Spiel um Platz drei (16.00 Uhr MEZ) denkt niemand. Und am Montag nach der Rückkehr geht es schon in der Bundesliga gegen Bielefeld weiter. „Wir sind stolz, an dem Turnier teilnehmen zu dürfen und wollen natürlich das Beste versuchen“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Allerdings haben wir viel Arbeit vor uns, aber werden alles geben und hoffen, diesen Titel nach Hause zu bringen.“
Artikel von & Weiterlesen ( Keine Starterlaubnis für FC Bayern nach Qatar - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung )https://ift.tt/3axeHoo
Sport
Bagikan Berita Ini
0 Response to "Keine Starterlaubnis für FC Bayern nach Qatar - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung"
Post a Comment